Schlagwort-Archive: I Muvrini Tour 2010

Kleine Lichtblicke

Aaah, ein weiteres kurzes Mal geht`s in den franzoesischen mediterranen Sueden. Die Anreise entpuppt sich als kleiner Hindernislauf, allerdings etwas anders als gedacht in Erwartung der moeglichen Behinderungen durch die ausgedehnten Streiks in unserem Nachbarland: Vollsperrung auf der A2 kurz vorm Erreichen des Flughafens Hannover. Trotz einiger Zeitreserven brauche ich mehr als 2 Stunden für die letzten 10 Kilometer, und dann ist auch noch das Parkhaus am Terminal A geschlossen. Nun denn, die naechste Maschine nach Paris geht 3 Stunden spaeter, nur mit dem Anschlussflug wird es wohl verdammt knapp. In diesem Fall erweist sich der Streik in Frankreich als mein Verbuendeter, denn so sind die Strassen beim Flughafenwechsel vom Airport Charles De Gaulles nach Orly unerwartet frei fuer einen Nachmittag und ich kann meine deutschen Kollegen doch noch freudestrahlend auf dem Flug nach Perpignan begleiten. Meine Premiere in dieser sehenswerten Stadt am Golfe du Lion in Nordkatalonien, ca. anderthalb Autostunden von Barcelona entfernt. Neben der sensationellen Altstadt mit vielen kleinen verwinkelten Gassen locken exzellente Restaurants, die kraeftigen Weine aus dem Roussillon, sehr mildes mediterranes Klima und natuerlich historisches. Da unser erstes Konzert am folgenden Tag stattfindet, bleibt ein wenig Zeit fuer einen kleinen Schnupperkurs. An den Keyboards ist diesmal der „WOSCH“ aus Muenchen, Wolfgang Schaedlich, denn unser Achim begleitet eine deutsche Kuenstlerin auf ausgedehnter Tour. Vorweggenommen: er macht seine Sache ausgezeichnet und wird daher wohl auch die Akustik-Tour im November in der Schweiz spielen. Hier scheint die Sonne und erwaermt uns und die Mittagsluft auf ueber 20 Grad, welch ein wonniger Lichtblick. Das gut besuchte Konzert daselbst laeuft wiederum toll und versetzt mich wieder in diese ganz spezielle, seelenbeglueckende korsisch-schwingende Stimmung des zurueckliegenden Sommers.
Der Folgetag bringt uns ins gut 300 Kilometer entfernte Aix-en-Provence, eine Perle in der Region Provence-Alpes-Còte d`Azur. Auch hier praegen ( zu ) viele Touristen, aber eben auch junge Studenten das Bild dieser sehr beliebten Universitaetsstadt, nicht nur wegen ihrer herausragenden Kunst- und Kulturszene. Der alte Stadtkern ist unvergleichlich! Wir spielen wie bereits im Fruehjahr wieder im ausverkauften „Pasino“, einem Ausgehzentrum mit Spielcasino, Restaurants, Bars usw. Die Begeisterung spiegelt sich auch im Zeitungsartikel der „La Provence“ wieder.

Nach meinem Buehnensturz im Sommer auf Korsika erlebte ich eine erneute Premiere in meinem durchaus schon erfahrenem Musikerleben. Kurz vor Konzertbeginn gibt es bei jeder Produktion so eine Art Countdown, z.B. „five minutes to go“ vom Buehnenmanager, so auch in diesem Fall. Allerdings wurde da immer wieder etwas anderes gesagt, da die Zuschauer wohl noch nicht alle Platz gefunden hatten oder noch anstanden. So wurden aus 5 Minuten erst einmal 2, dann wieder 5, dann nochmal 5 usw. Leider sind die Kuenstler-Garderoben in diesem Venue ziemlich abgeschottet, so dass man von der Buehnenaction im Backstagebereich nichts mitbekommt. Irgendwann fragt mich Thomas: “Was meinst Du, ob wir schon spielen?“ Das Herz rutscht mir in die Hose, wir sprinten aus dem Dressingroom ueber den Gang, die Treppe zum hinteren rechten Buehneneingang hinauf und ich hoere exakt die Stelle, an der ich mit der Konzertgitarre haette einsetzen muessen! Aber es sind noch ueber 20 Meter bis zu meinem Arbeitsplatz auf der Buehne. Dort spielt allein „Wosch“, unser „Ergaenzungs-Keyboarder“, er blickt ziemlich fragend umher, ueberlegt, da das Programm fuer ihn ja noch ganz neu ist, ob er wohl den richtigen Titel gestartet hat, denn er bedient den Zuspiel-Computer, der die Athmos hinzufuegt, auch Cesar ist nicht zugegen. Aber gluecklicherweise findet Alain seinen Einsatz auch ohne die gewohnte Band-Begleitung. Und bloss nicht zu hektisch werden, man wuerde ja das Publikum mit der Nase draufstossen, dass irgend etwas nicht stimmt! So bekam dieses Konzert ein langes ruhiges Intro, und wer es nicht anders kennt, hat nichts ungewoehnliches bemerkt. Zum ersten Chorus erklang dann die ganze Band. Die Korsen haben es mit ihrer ganz eigenen Gelassenheit hingenommen, die Karibianer Europas eben.

Der naechste Tag ist frei, und so nutzen wir den Vormittag zum Sightseeing. Hier ein paar Impressionen aus Aix.


( Photos: Mickey Meinert )

Den Nachmittag verbringen wir im Auto auf der Fahrt nach Toulouse, der letzten Station unseres kurzen Herbst-Intermezzos, wo wir den Abend bei einem gemeinschaftlichen Abendessen gemuetlich ausklingen lassen. Unser Hotel ist ganz nahe am Flughafen und entsprechend auch der Airbus-Konzernzentrale, so wird hier denn auch deutsch gesprochen, was die Exotik natuerlich ausbremst. Die Zuschauer im gut gefuellten „Casino Théatre Barrière“ sind hier noch ein Stueck euphorischer, obwohl wir schon nachmittags auftrteten, erstaunlich, und die ganze Band ist bereits 5 Minuten vor Show-Beginn in unmitelbarer Naehe des jeweiligen Arbeitsplatzes!
Meine Rueckreise ueber Amsterdam verlaeuft unspektakulaer. Beim Abflug aus Toulouse sehe ich 3 Airbus 380 auf dem Airport an ihren Gates stehen und muss mich wundern, wie es moeglich ist, solche Kolosse kontrolliert in die Luft zu bewegen, und auch wieder hinunter…….

Degustif zur Rueckreise

Noch ein letzter, seelenwinkender Blick zurück auf Bastia geworfen, von Bord der Autofaehre auf der Ueberfahrt nach Genua. Ja, ich komme wieder hierher zurueck, ganz sicher!

Und weiter dann durchs naechtliche nordwestitalienische Aosta-Tal, mit regelmaessig auftauchenden, lichtbeschienenen altehrwuerdigen Burgen und Festungen zur Linken wie Rechten. Hiernach im Grossen-Sankt-Bernard–Tunnel die Grenze zur Schweiz überquert und kurz nach Mitternacht in Massongex-Valais angekommen, der Station unseres letzten Sommer–Konzerts. Auch auf dieser Etappe hat mich mein treuer Lancer nicht im Stich gelassen. Auf der Verlustliste stehen: ein blockiertes Seitenfenster, ein neues Aussenspiegelglas sowie eine losgeloeste Front-Schuerze.

Wir spielen auf dem Festival „TERRE DES HOMMES“ ( die Erde der Menschen / Menschlichkeit ), ein eben auch vom gleichnamigen Verein veranstaltetes 3-taegiges und jaehrlich stattfindendes Event, als Namensgeber steht uebrigens Antoine de Saint-Exupéry Pate, bzw. sein so betiteltes 1939 erschienenes Buch. Wie beseelt, liebevoll und positiv hier doch alle Mitarbeiter sind, obschon oder gerade weil ehrenamtlich bemueht! Dazu auch sehr professionell ausgestattet und organisatorisch perekt durchgefuehrt. Ganz im Sinne dieses mittlerweile weltweit agierenden und 1959 in der Schweiz gegruendeten humanitaeren Kinderhilfswerks, welches sich hauptsaechlich ueber Spenden finanziert, kommen die Einnahmen natuerlich dieser Institution zugute. Hier in Massongex-Valais betreibt TDH ein Kinderheim und behandelt kranke Kinder, meines Wissens nach vor allem aus Afrika. Auch hier nehmen sie am Schluss natuerlich wieder am Konzert teil, – welch ein Unterschied zu unseren zurueckliegenden Erfahrungen: sie haben wirklich Rhythmus im Blut! Oh ja, die Welt koennte gut noch viel mehr derartige humanitaere Einrichtungen gebrauchen.

Ein sehr bekoemmlicher eidgenoessischer Degustif zum Abschluß eines vielfaeltigen, raffinierten und mit Ueberraschungen nur so gespickten Sommermenues voller Sinnesfreuden, 8 Wochen angereichert mit faszinierenden musikalischen Highlights, manigfaltigste Naturschoenheit, Sonne, Meer, Buehnensturz mit Happy-End, Sternschnuppen, Inspirationen, tollen menschlichen Begegnungen und persoenliche Momente der Einkehr und Kraftschoepfung und noch so vieles mehr……………
Ich muss gestehen, dass mein Fernweh die Heimkehrlust uebersteigt, aber da mich daheim nicht nur ein ueberfrachteter Schreibtisch sondern auch verschiedenste Auftritte erwarten, gibt es gar keine Moeglichkeit, mich der Melancholie zu widmen.


( Photos: Mickey Meinert, Tatjana Turzer & Joshua Meinert )

Das I MUVRINI-SOMMER-MENUE: Dessert

Dessert in Merano

Der Nachtisch fuer die kleinen Moufflons wird in Meran gereicht, allerdings etwas umstaendlich. Zieht man auf der Landkarte eine gerade Linie von Bastia nach Suedtirol, wuerde man wohl kaum auf die Idee kommen, die An- und Abreise als eine Art Rundreise zu gestalten, ueber Paris inkl. Flughafenwechsel, weiter nach Muenchen und von dort mit dem Bus zum Zielort. Nun denn, welche Politik hier auch wieder zum Tragen kam, man nimmt es so hin. Vorsorglich Ausweichtermin wegen moeglichen Regens waren wir fuer 2 Tage gebucht, aber es hat direkt mit dem ersten (Haupt)Termin hingehauen, bei schoenstem Wetter, wirklich einige Grade waermer als auf Korsika. Obwohl in Italien nicht sehr bekannt, sind I Muvrini als Hoehepunkt des Meraner Musikfestivals angekuendigt worden, was sich anhand des Besucherzuspruchs auch bestaetigen sollte.

Ein tolles Konzert auf der Piazza del Terme mit abschliessendem Mega-Feuerwerk, welches mitten in die Zugaben reindonnerte und groovemaessig sehr abstrakte Rhythmen zauberte, da wir uns waehrenddessen bemuehten, den begonnenen Titel zu einem guten Ende zu bringen, war ebenso gewaehrleistet wie unsere sehr komode Unterbringung mit Wohlfuehlgarantie im anliegendem Hotel Terme. Ich liebe Sauna…….

Die zurecht geruehmte Kueche dieser Region fuegt sich nahtlos in den Lobesreigen ein. Kleines Schmankerl am Rande: auf dem Fussweg zum Abendessen ins Restaurant unmittelbar nach unserer Ankunft sahen wir in dem Schaufenster des verantwortlichen Veranstaltungs-Bueros ein grosses Poster betr. unseres Auftritts. Ich musste jedenfalls schmunzeln und fragte den Chef: „Wer ist denn der Typ da neben Mickey?“

Etwas Gutes hat die merkwuerdige Reiseplanung dann doch noch fuer sich: Auf dem Rueckflug nach Korsika kann ich wunderbare Bilder aus der Luft schiessen.

Ein grossartiges Dessert rundet die Speisenfolge des Sommermenues wuerdig ab und leitet zum unvermeidbaren diesjaehrigem Abschied von der Schoensten ueber.

Das I MUVRINI-SOMMER-MENUE: Casse-croute II

Casse-croûte zum Zweiten oder kleine Rast am Berg

Auf meiner Fahrt zum bereits sehr lieb gewonnenen Haus vom Chef stehen die Autos auf allen moeglichen Zufahrtsstrassen in Richtung Bastia-Port und nichts ruehrt sich, sogar raus bis zum Flughafen. Heute ist wohl Hauptrueckreisetag in Frankreich, im Internet las ich bereits von 400 Km Staus auf den Autobahnen, und ausgerechnet dann streiken die Faehrarbeiter. Sehr wirkungsvoll, habe keine Ahnung, wie und wann sich das Ganze aufgeloest hat. Nur gut, das ich zu bleiben geplant habe. In den folgenden Tagen lasse ich Geschehenes mal Revue passieren, goenne mir Ruhe und Erholung im Haus am Berg und am Strand, die nur eines nachmittags nachhaltig gestoert wird: Schuesse! Stephane hatte mir bereits vor ein paar Tagen erklaert, auf meine Frage hin bezueglich ploetzlich gelegentlich erscheinenden Gewehrtraegern, das die Jagdsaison auf Wildschweine eroeffnet ist, ab Mitte August. Die Jaeger befinden sich unter mir im Tal und die Schuesse werden von den umgebenden Berghaengen viele Sekunden lang wiedergegeben, es klingt teilweise wie ein Kreuzfeuer mit Hallfahne… …arme Schweine!

Darueber hinaus gibt sich eine Gottesanbeterin die Ehre, sie praesentiert sich zum Photoshooting sehr Model-gerecht auf der Glastuer zur Terasse.

Nun moechte ich fuer den interessierten Leser das Live-Programm kurz inhaltlich wiedergeben. Verantwortlich hierfuer ist zu 100% Jean-Francois Bernardini. Er schreibt alle Songs, singt die meisten Lead-Vocals und spricht die Moderationen, wie er sich auch um die weiteren Belange der Show kuemmert, bezueglich Licht, Ton, Buehne usw. Das geht meiner Meinung nach leider etwas zu Lasten der polyphonen Gesaenge, die ich sehr gerne oefter hoeren wuerde, aber I Muvrini hat so einen bemerkenswerten internationalen Stellenwert und Erfolg erreicht, als ehemals reine traditionelle Gesangsgruppe von einer Mittelmeerinsel schon beinahe unglaublich.

Hier die Songtitel mit Anmerkungen meiner(t)seits und kurze Inhaltsangaben, soweit bekannt, zu seinen Ansagen:

ELLI A SANU – Sie Wissen Es

Mit diesem Titel eroeffnen wir die Show, einer der schoensten Songs des neuen Albums, wie ich finde. Alain singt meistenteils die Hauptstimme und durch die Konzertgitarrenmelodie ensteht ein wenig „Fields of Gold“-Stimmung. Gedanken ueber die Sehnsucht in die Ferne zu ziehen und die Gabe, doch immer wieder zurueck zu finden.

GIOIA – Freude

Titelsong des letzten Albums, rockig, mit Dudelsack und pinkfloydiger Gitarre. Wie der Name schon sagt, ein frohes Lied ueber die Lebensfreude & Optimismus, was zu vermitteln gilt.

DI QUALE SIL ´AMORE ….ueber die Liebe……

Ansage: Begruessung & Touareg: Beim Besuch seiner Freunde aus der Wueste bestaunten diese einen Wasserfall und wollten gar nicht mehr fortgehen, sondern bleiben, bis der stete Wasserfluss versiegt. Es fiel ihnen schwer, dieses Wunder zu begreifen.

AGNUS DEI

Polyfonie.

Ansage: Saint Exepury: Er verbrachte seine letzte Zeit auf Korsika, wo er bei einem Aufklaerungsflug abgeschossen wurde, wie man erst kuerzlich herausgefunden hat. Ueberliefert ist, das er fuer die Kinder Papierflugzeuge gebastelt hat. Seiner Meinung brauchen nicht nur die Blumen und Pflanzen Gaertner, die sich um sie kuemmern, sondern die Menschen ebenso.

CANZONA PE SARAH – Lied Fuer Sarah

Hier geht es um ein vierzehnjaehriges Maedchen, die sich den korsischen Traditionen des Landlebens verbunden fuehlt und die Schule und den Erkenntnissen des Lebens der normalen Schule vorzieht. Es werden Zitate des Maedchens eingespielt.

Ansage Umwelt: Zum geplanten Chemie / Schweroel-Depot in Ajaccio und Lucciana, nahe am Flughafen Bastia. Bei jedem Gig gibt es einen Stand, der Aufklaerungsbroschueren dazu verteilt und Unterschriften dagegen sammelt.

QUANDU SENTERA – Wann Hoerst Du Zu?

Ein beschwingter Titel mit langem, virtuosem Violinen-Solo.

ORA SARÀ – Es Wird Zeit

Ein froehlich anmutender Titel, mit schnellen Beats, der sich als Protestsong entpuppt. Hier ruft man auf zum Mitsingen, laut werden, um globale Armut, Missstaende, Ungerechtigkeiten und Unterhaltungsflachheit anzuprangern: Es wird Zeit!

Ansage: Er fragt Korsika, was es den Menschen gibt, was es plant, wie es in Ihr aussieht. Und er fragt die Menschen dasselbe: was tut ihr für Eure Erde, Euer Land?

ALMA die Seele……., Polyfonie auf dem Keyboardbett mit Verzaubervioline

Ansage: sein Freund Vincent, 101 Jahre alt und fuer ihn wie ein Vater, redet ueber das Leben. Jeden Morgen, wenn er aufsteht, nimmt er sich vor, nicht zu urteilen, nicht zu verdammen, sondern versuchen, zu verstehen. Und gibt er Dir die Hand, so ist es der Haendedruck eines kraeftigen jungen Mannes.

TI DICU DI TU – Ich Duze Dich

Auch hier werden Zitate eingeflogen, von Vincent, J-F`s 101-jaehrigem Freund. Er erzaehlt aus vergangenen Zeiten, dem Wandel des Lebens, den Veraenderungen der Wertigkeiten. Ich darf mich mit der klassischen Gitarre einbringen.

UN TINE SCURDA

vergiss Dich selber nicht, wer und wo Du bist, was Du tust. Alain singt dieses Lied unvergleichlich und Cesar bekommt ein wunderbares Feature. Er singt in seiner Heimatsprache von der Elfenbeinkueste und laesst das Publikum nachsingen, was zu kuriosen Verlautbarungen fuehrt.

Ansage: Lingua Corse, eine humorvolle Reise durch die korsische Sprache

Di – Du ……ein Liebeslied……

BONAFURTUNA – Viel Glueck

wuenscht es in allen moeglichen Lebenslagen, in den menschlichen Anliegen

Ansage: Petro-Tomaten, das Landwirtschaftsprogramm der EU zu Beginn der Achtziger Jahre fuehrte u.a. zur Begegnung von zwei LKWs im Rhonetal: Dort stiessen sie zusammen, jeweils beladen mit Tomaten, einer aus Holland fuer Spanien bestimmt, der andere aus Spanien kommend fuer Holland bestimmt

GAIA …die Liebe aus der Tiefe der Erde, hier wird das Publikum zum Mitsingen aufgefordert

QUAND HE
Wann…….

A VOCE RIVOLTA …eine starke Stimme fuer die Welt. War ein Hit in den Neunzigern, mit Dudelsack und recht hymnisch……

Danach dann die Zugaben:

TU MI MANCHI ….ich vermiss Dich, ein Lied ueber die vor 2 Jahren verstorbene Mutter der Brueder

AMSTERDAM von Jacques Brel, einziger Cover-Song im Programm, fuehrt jedesmal zu Begeisterungsstuermen

INSEME SI PO Gemeinsam koennen wir es, gelingt es. Ueber die Bereitschaft zur Hilfe…..

UNA TERRA NOVA – Eine Neue Welt

haben wir 3 mal gespielt, immer bei Anwesenheit von Grand Corps Malade. Hier geben J.F. & GCM Ein – und Ausblick in ihre Welten und hoffen auf Positives.

Textauszug:
Eine neue Welt die dein Herz erprobt
Eine neue Welt, die dein Herz findet

Eine menschliche Welt, als Quelle des Glücks
Eine menschliche Welt, in der jeder Samen aufgeht

Eine neue Welt, die dein Herz entdeckt
Eine neue Welt, die in deinem Herzen entsteht

INSEME – Gemeinsam, Zusammen

haben wir nur manchmal gespielt, J.F. am Piano, ich Konzert-Gitarre, und die Bernardini-Brueder singen dazu. Einer der ersten I Muvrini-Hits, auf Korsika, aus den Siebzigern, irgendwie kultig.

FATE – Fuehlen Wie Niemals Mehr

J.F. spielt Piano, die beiden Brueder singen und ich steuere einen athmosphaerische Strat bei, anfangs mit Schwell-Sounds, spaeter dezent solistisch….

TU SERAS UN HOMME MON FILS ist ein Gedicht von Rudyard Kipling, es ist seit Bastia mit im Zugabenblock. Achim unterstuetzt die Lesung mit der Musik von Una Terra Nova.

QUI SIN A L`UMANITA – Menschlichkeit Ewig

ist erst waehrend der Suedfrankreich-Tour entstanden. Der unwiederbringlich letzte Song der Show, mit Kindern, die auf beschrifteten Tafeln den recht einfachen Text halten, damit das Publikum mitsingen kann.

( Photos: Tatjana Turzer, Stella-Maria Guisepacci & Mickey Meinert )

Das I MUVRINI-SOMMER-MENUE: Plat N. 3

Un menu de plusieurs plats – Mehrgaengige Hauptmahlzeit auf Korsika – Plat N. 3

Meine Begeisterung vom letzten Jahr fuer die unglaublichen Klippen von Bonifazio bekommt auch Joshua zu spueren. Wir machen den langen Abstieg und obwohl leicht bewoelkt, ist mein Sohn genauso schwer begeistert von den bizarren Kalkstein-Felsformationen, wo manch Wagemutige sich furchtlos ins Wasser stuerzen, teilweise aus ueber 10 Metern Hoehe. Beim Schnorcheln komme ich ebenfalls wieder auf meine Kosten, allerdings wird das Vergnuegen etwas gemindert durch beachtliches Quallen-Aufkommen, was einiges an Aufmerksamkeit beansprucht.

Wir essen abends im Hafen, decken uns zuvor mit Vorraeten ein und fahren dann auf gut Glueck Richtung Osten um einen geeigneten der vielen beschilderten und ausgewiesenen Sandstraende zu unserem Nachtlager zu machen. Ich mute meinem alten Wagen dann doch einiges zu, es geht ueber sehr holprige Offroad-taugliche Wege hier und da Richtung Strand, aber immer enden diese muehsamen Zubringer vor verschlossenen Toren, versehen mit Schildern wie: Privatbesitz, Betreten wie Durchgang/fahrt verboten. Kein Wunder also, das so manch Korse sauer ist, wenn er nicht einmal mehr freien Zugang zu seinen tollen Straenden hat, sind die Privatisierungen doch zumeist reicheren Kontinental-Franzosen zuzuschreiben, welche sich hier in prachtvollen Villen Niederlassungen aneignen, manchmal auf nicht ganz transparente Weise. Schliesslich werden wir doch noch fuendig, dieser formidable Strandabschnitt nennt sich: Plage Cala di Ciapili, einfach wunderschoen! Ein paar Italiener haben sich bereits eingefunden und wir machen es uns einige hundert Meter entfernt bequem. Schnell noch gegen die Moskitos gewappnet, unbedingt erforderlich, einen guten Tropfen Rotwein entkorkt und Blick nach oben. Obwohl gelegentlich bewoelkt, bringe ich es auf etwa 50 Sternschnuppen. So viele Wuensche gibt es doch gar nicht… Gegen 4 Uhr zieht es endgueltig zu und wir geben uns der Muedigkeit hin, um 4 Stunden spaeter vom Regen! geweckt zu werden. Es bleibt festzustellen: so hart, wie es auf Sand auch ist, mein Ruecken haelt, die Sturzverletzung ist unwiderbringlich ausgeheilt! Wir verziehen uns ins Auto, wo es bald darauf zu heiß wird als die Sonne wieder durchbricht, so dass wir uns erneut an den Strand begeben. Dort wird es stuendlich belebter, fest in italienischer Hand, und wir holen uns eine ordentliche Droehnung Braeune ab.
Dann ruft bereits wieder die Musik und wir begeben uns auf die kurze Anfahrt nach Porto Vecchio, wo wir erst einmal eine erfrischende Dusche nehmen. Meine Kollegen aus Bastia wundern sich ob des schoenen Wetters, gingen im Norden bei schwarzem Himmel doch Sturzfluten nieder.
Das Szenario verlaeuft eigentlich immer gleich. Der Soundcheck beginnt mit den Drums, hernach werden schnell alle Instrumente angespielt und endlich auch der erste Titel: „Di Quale Sil ´Amore “, als Referenz sozusagen, gefolgt von einigen anderen mit entsprechend verschiedenen Instrumentierungen. Waehrend all der Zeit ist Jean-Francois vorne, oftmals bei Spiko, um mit ihm Feinheiten zum Sound zu diskutieren, er laeuft aber auch stets das gesamte Terrain des Publikums ab, ob der Sound auch in wirklich jeder Ecke und in jedem Winkel gut ist, was nicht selten dazu fuehrt, das er eigenhaendig die Stuehle umstellt oder noch die millimetergenaue Drehung der Delayzeilen veranlasst. Er ueberlaesst jedenfalls nichts dem Zufall und kuemmert sich um jedes Detail, ja, hier kocht der Chef! Irgendwie bewundernswert, er laesst darin niemals nach und hat ganz genaue Vorstellungen. Wohlgemerkt, hier geht es um die 2 Prozent extra, die man gerne immer herauskitzeln moechte… Abschliessend macht J.F. immer noch seinen persoenlichen Buehnencheck fuer FoH wie auch Monitoring.

Danach wird gegessen, meistens Backstage. Dafuer sorgt Pasqual, von den meisten scherzhaft Boccuse genannt. Die Speisen werden von ausserhalb hergebracht, er uebernimmt das Tischdecken und die Anrichtung. Alles recht einfach, so kann es schon mal dazu fuehren, wenn z.B. frisches Obst zum Nachtisch gereicht wird, das man eine Graete in der Nektarine findet, da man den Einwegteller weiter benutzt.

Am naechsten Tag traegt der Himmel meine Gemuetslage aus: Es regnet fast den ganzen Tag lang und ich bin traurig, weil Joshua mich nach 10 verflogenen Tagen wieder verlaesst.
Daheim warten das Studium und seine Band „Die Strubbelpeters“ auf ihn.

Alle sind auf Stand by, bis gegen 17.00 Uhr die endgueltige Zusage fuers Konzert eingeht.

Auch Grand Corps Malade mischt wieder mit. Das nachhaltig schlechte Wetter kostet Besucher, aber das ist nun mal das Risiko von Freiluftveranstaltungen, welches sich auf Korsika durchaus in Grenzen haelt. Loic baut eine improvisierte Bar im Backstagebereich zu Ehren seines Geburtstages auf. Eine tolle Geste! Bei dieser Gelegenheit moechte ich schnell auch noch meinen Dank loswerden an die gesamte Belegschaft des Best Western Hotels in Bastia. Wir duzen uns alle, werden mit Kuesschen links-rechts begruesst wie gute Freunde und geniessen so ziemlich alle Freiheiten. Es gibt endlos Fruehstueck incl. Extrawuenschen wie z.B. frisches Obst und nachts bekommen wir jederzeit zu Essen und Trinken. Da hebe ich dann doch unsere im Wechsel arbeitenden naechtlichen Portiers Nicolas und Jean-Daniel heraus! So findet sich nach fast jeder Show ein illustrer Kreis an der Hotelbar ein.

Unser naechster Auftritt fuehrt uns in die Berge nach Bucugnano in ueber 1000 Meter Hoehe. Die relative Einsamkeit des Ortes, der entsprechend weite und anspruchsvolle Anreiseweg sowie die niedrigen Nachttemperaturen mindern erwartungsgemaess die Besucherzahl. Die Unentwegten, in dicke Maentel gehuellten werden trotzdem nicht enttaeuscht und bekommen das volle Programm serviert, obgleich die feuchte Kaelte in uns allen hochkriecht und die klammen Finger etwas Ueberredungskunst einfordern. Landschaftlich ist diese Gegend allerdings wieder ein Hochgenuss, wovon Andy`s Photos zeugen.

Waehrend Stephane Cesar und mich zum naechsten Gig in Isula Rossa oder franzoesisch Ile Rousse chauffierte, wurde uns telefonisch die Absage uebermittelt. Der sehr starke Wind hatte einen Lautsprecherturm, die sogenannte Delay-Zeile umgeschmissen. So war die Sicherheit nicht mehr gewaehrleistet. Derart wurde uns ein unerwarteter Offday beschert, der natuerlich im Vieux Port von Bastia zur Abendstunde abgehalten wurde. Auch wird direkt ein Nachholtermin fixiert, gleich hintendran gehaengt sozusagen, wo gluecklicherweise alle Mitwirkenden zur Verfuegung stehen. In den letzten Tagen bin ich bereits des oefteren mit Stephane gefahren, trotz Warnung, da er einen Ruf als sehr flotter, draufgaengerischer Fahrer geniesst. Ich muss sagen, Angst habe ich nicht bekommen, schnell ist er trotzdem….
Er singt die hohen Stimmen bei I Muvrini und ist natuerlich auch mit der Polyphonie aufgewachsen. Nichtsdestotrotz liebt er unter anderem AC/DC und spielt auch Gitarre, z.B. in der Band von Alain Abad. Ausserdem ist er ein lieber, warmherziger und sehr humorvoller Korse mit toskanischen Wurzeln.

Wir verabreden eine zukuenftige Zusammenarbeit, gleich nach der Tour wollen wir uns in Jean-Francois` Haus treffen um Gesangsaufnahmen fuer meine neue Produktion zu machen.

In Campuloru an der Westkueste spielen wir wieder mit dem Ruecken zum malerischen kleinen Segelhafen. Das Wetter ist besser und stabil, das Konzert ist bombig besucht und der Crew-Kuehlschrank entwickelt sich immer mehr zu einem Kultobjekt, eine dreiseitige Leinwand fuer allerlei Sprueche nicht nur rund um den Alkohol.

Purtichju, am Golf von Ajaccio gelegen, bringt uns noch einmal die lange Autofahrt diagonal ueber die Insel. Wie so oft, machen wir nach zwei Drittel der Strecke eine kleine Siesta im hoeher gelegenen und bezauberndem Vivario, etwa 20 Km hinter Corte.

Wir erleben wiederum Begeisterung und volles Haus im sehr touristisch gepraegtem Ort. Der Blick ueber die riesige Bucht zum Abendrot stimmt mich zuvor fast schon melancholisch auf das nahende Ende der diesjaehrigen Giru Corse ein. Direkt gegenueber winken bereits die Lichter Ajaccios zu uns herueber.

Mit Cesar bin ich mir in einigen tiefer gehenden Gespraechen noch naeher gekommen. Es macht mich sehr wuetend, als er von den vielen Problemen & Schikanen erzaehlt, die er als Schwarzer immer noch tagtaeglich erfaehrt, wie ihm fast ueberall mit groesstem Misstrauen und oftmals mit Ignoranz begegnet wird. So krass habe ich das in diesem Teil der Welt nicht mehr erwartet. Es erfuellt mich mit Stolz und Freude, das er mir seine unvergleichliche Stimme auf dem Song „Wahr / Veritas“ schenkt.

Auf dem Schulgelaende in Lucciana, ganz in der Naehe vom Flughafen von Bastia, findet analog zur vorletzten Show auch die obligatorische Crew-Party statt, mit allerhand korsischen Leckereien wie auch einigen Reden & Spaessen. Es geht sehr herzlich zu und unterstreicht einfach noch einmal die tolle und harmonische Athmosphaere untereinander. Ja, hier fuehle ich mich wirklich sauwohl!

Und gespielt haben wir natuerlich auch noch………..

Hatte ich fast erwartet, das unsere letzte Show eventuell nicht so gut besucht sein wuerde, da sie ja sehr kurzfristig als Nachholtermin angesetzt wurde, so war diese Befuerchtung voellig unbegruendet. Isula Rossa bot allen ein grandioses Finale, sogar die Crew gab sich abschliessend die Ehre auf der Buehne und, wie eben so ueblich bei Tourende, lachte auch ein wenig Schabernack. Alles aber im Rahmen und so ging man nach vielen Bye-Byes, Umarmungen, Kuesschen links/rechts usw auseinander, schnell noch zusehend, meine Wunschinstrumente nebst Zubehoer mitzubekommen, da ich weiterhin auf Korsika zu verweilen gedenke. Ein Drink noch mit den Korsen im Centrum, danach zurueck ins Best Western nach Bastia, wo der harte Kern noch bis 05.30 Uhr morgens Abschied nahm.

Das wars mit den Hauptgaengen, viele Geschmacksrichtungen, Ueberraschendes und Erwartetes, spezielle Gewuerze, bunt angerichtet, wohlschmeckend, da mit viel Liebe gekocht! Und bevor es zum Dessert geht, lass ich alles erst einmal sacken, hoeher oben, im Haus am Berg!

( Photos: Joshua Meinert, Spiko, Stella-Maria Guisepacci, Andy Doig & Mickey Meinert )

Das I MUVRINI-SOMMER-MENUE: Plat N. 2

Un menu de plusieurs plats – Mehrgaengige Hauptmahlzeit auf Korsika – Plat N. 2

Der Nachmittag am Strand ganz in der Naehe des Flughafens hat sehr gut getan, im „Buccaneers“, einer Piratenbar, gabs den obligatorischen Sundowner und den Abend verbrachten wir wiederum im „Jean Barts“, unserem Restaurant im Vieux Port Bastia`s. Mal sehen, was das Ueberraschungsmenue noch so zu bieten hat.
Auf dem Weg zum Konzert in Ghisonaccia machen Joshua und ich an einem der vielen einladenden Straende der Ostkueste halt. Dabei entdecken wir endlos scheinende Weinkulturen, ueberwiegend blaue Trauben, so weit das Auge reicht, und dann ganz in der Naehe auch eine verarbeitende Produktionsanlage von dem Hersteller „President“. Wir spielen auf dem Gelaende einer Schule, eine Band der dortigen Musikschule eroeffnet den Abend durchaus niveauvoll. Hier schiesst Shelly`s Tochter Stella-Maria tolle Live-Photos.

Heute ist Jean-Francois besonders stolz, so wird mir mitgeteilt. In der Tageszeitung „Corse Matin“ erscheint eine ganzseitige Anzeige des von ihm mitbegruendetem Vereins „Fundazione di Corsica“ in der es um die Erhaltung, Foerderung und Verbreitung der korsischen Sprache als Kulturgut geht. Das Programm nennt sich: Lingua Viva, also lebendige Sprache.

Fuer das wirklich unglaubliche Licht-Design auf der „Gioia-Tour“ ist Andy Doig zustaendig, er arbeitet sonst auch fuer Prince, Jean-Michel Jarre, Toto u.v.a. Als begeisterter Kite-Surfer nutzt er jede sich bietende Gelegenheit zur Ausuebung dieses sehr sportiven Hobbys und findet um Korsika natuerlich allerbestes Terrain und optimale Voraussetzungen vor.

Zur Entwicklung meiner Sturzverletzung gibt es positives zu vermelden: Man beginnt, Scherze ueber meinen Abflug zu machen, nennt die entsprechende Passage liebevoll „the Mickey-Trap“ und fast alle machen bei meinen zahlreichen Buehnenabgaengen anl. Soundcheck, Spielpausen, Zugaben usw. Spring-, Hecht- oder Fluggesten und singen gelegentlich dazu „Volare“, „Fliegen“. Wenn man jetzt so darüber lachen kann, dann ist wohl wirkich alles sehr gut verlaufen. Aber ich muss selber schmunzeln, spaetestens bei der Betrachtung meines verlaengerten Rueckens im Spiegel. Das Haematom schaut so aus, als sei ich im Nichtvollbesitz meines Verstandes, also berauscht, zu einem Taettowierer hereinspaziert, welcher wiederum, noch betrunkener als ich, mir ein voellig sinnfreies Arschgeweih (bin nicht wirklich ein Fan davon) zu Stechen versucht hat und darueber hinaus bei dieser Taetigkeit eingeschlafen ist. Ein Photo davon moechte ich aus Pietaetsgruenden nicht beibringen, allerdings ist die taeglich wechselnde Farbgebung schon gar koestlich-beachtlich.

Im Vorzeigeort Sartene, oder besser Sarte auf korsisch, haben wir letztes Jahr lediglich genaechtigt, dieses Mal spielen auf dem Hof der ueber dem Ort thronenden Schule. Der Blick von dort oben ist ebenso zauberhaft wie das Innenstaedtchen daselbst. Der Besuch hier ist ein „must be“, der zentrale Platz umgeben von kleinen Bars, Restaurants sowie der Kirche, und davon abzweigend viele kleine, nur fuer Fussgaenger beschreitbare Gassen, durch Torboegen hindurch, verwinkelt und malerisch laesst es die Phantasie vom frueheren Leben hier erbluehen.

Unser Konzert in Bastia auf dem Place du Marche mutet wie ein echter Hoehepunkt an, nicht nur des tollen Zuspruchs und der tobenden Begeisterung wegen, oder weil Grand Corps Malade sich wieder einmal die Ehre als Special Guest gibt. Man spuert einfach, hier kommen sie her, hier sind sie zu Haus, und ich darf dabei sein. Zeugnis davon gibt der Artikel in der Corse Matin, der groessten korsischen Tageszeitung.

Wie im letzten Jahr werden zum Abschluss der Konzerte Kinder auf die Buehne geholt. Zum Titel „Inseme Si Po“ bekommen sie wieder allerhand Percussion-Instrumente an die Hand (wie letztes Jahr zu „A Voce Rivolta“) und sorgen so fuer lebendige optische wie hoerbare Kulisse. Den allerletzten Song des Abends, welcher erst im Verlauf der Suedfrankreich-Tour entstanden ist:“Sin`A`L`Umanita“ unterstuetzen sie Texttafeln haltend, um dem Publikum das Mitsingen zu vereinfachen. Natuerlich sorgt dieses Szenario fuer Ruehrung und besonders stolze Eltern und Angehoerige.

So traumhaft geht es gleich weiter. In Calvi spielen wir wieder direkt neben dem Wasser und auch hier setzt sich die Serie der gesteigerten Besucherzahlen fort. Das gefaellt unserem Mixer Spiko sehr gut, wenngleich er sich der Sonne eher entzieht, was seinem Hamburger Teint zugute kommt. Fuer mich hat er etwas von Steven Seagal, dem Retter der Welt, ob seiner Statur und Haarpracht. Er ist ab und an schon mal das Opfer von Scherzen und nimmt`s mit norddeutscher Gelassenheit hin.

Nach der Show geht`s fuer alle nach Ajaccio, dort ist der naechste Gig und deshalb auch bereits in dieser Nacht unser Hotel. Obwohl mir alle abraten, nehme ich mit Joshua die Route entlang der Westkueste. Nun weiss ich auch, warum die anderen die etwas weitere, aber sicherlich schnellere Strasse ueber Corte waehlen. Dennoch bereue ich es nicht. Empfehlen kann ich die Strecke nur unerschrockenen Fahrern ohne Zeitnot mit nicht zu grossen Fahrzeugen. Einige laengere Passagen sind wahrhaftig wegen ihrer Enge nur fuer jeweils ein Fahrzeug passierbar. Wir haben bestimmt spektakulaere Aussichten verpasst, da tiefe Nacht, hatten aber oft Gesellschaft, vor allem von Kuehen, Ziegen, Fuechsen, Katzen, allerhand kleinerem Gekrabbel und Nachtvoegeln, unter anderem einer weissen Eule! Darueber hinaus galt es einige Male Steinen und Brocken auszuweichen. Irgendwann einmal moechte ich diese Fahrt tagsueber machen.

In Ajaccio mussten wir uns wiederum Napoleon unterordnen, wenngleich nur raeumlich.

Ansonsten natuerlich die im letzten Jahr bereits bebilderte spektakulaere Aussicht herunter vom
Place d´Austerlitz in den Golfe d´Ajaccio. Uns erwartet eine wunderbare Abschluss-Show des mittleren Tour-Blocks, es geht erfolgreich weiter. Hier ist uebrigens auch unser Backliner Pierrot daheim, ein lustiger Geselle, der von sich selbst behauptet (obwohl das natuerlich nicht stimmt): „Ich habe keine Ahnung von Musik, von Technik und Kabeln. Ich bin nur fuer die gute Laune hier!“

Der zweite Gioia-Tour-Abschnitt versprach schon vorab auf Grund der Orte und Venues ein einziges Highlight zu werden. Versprechen gehalten, glueckliche Menschen allerorten, vor, auf und hinter der Buehne! So kann es gerne weitergehen. Individuell bringe ich noch ein scharfes Gewuerz zum Ende des zweiten Hauptganges mit ein: An unserem Offday fahre ich mit Joshua nach Bonifazio, wo wir auf dieser Tour leider nicht spielen. Der Ort ist fuer mich fast noch schoener als alle anderen erlebten. Allerdings hat sich das herumgesprochen: viel zu viele Touristen…….
Unser Plan: im Zuge der Perseiden, jenes jaehrlich wiederkehrende Sternschnuppen-Ereignis vom 11. bis 13. August, wollen wir eine Nacht am Strand verbringen, dieses Mal auch dort schlafen!
Nun wird sich zeigen, ob mein Ruecken wieder voellig in Ordnung ist………

( Photos: Stella-Maria Guisepacci, Spiko, Joshua Meinert, Andy Doig )

Das I MUVRINI-SOMMER-MENUE: Plat N. 1

Un menu de plusieurs plats – Mehrgaengige Hauptmahlzeit auf Korsika – Plat N. 1

Mit dem ersten Bissen tastet man sich bekanntlich an den Hauptgang heran. Vorweggenommen: Bedingt durch kleinere Programm-Aenderungen, neuer Buehnentechnik nebst Aufbau sowie einer gewissen Nervositaet der Protagonisten, sind die Heimkonzerte fuer sie doch von immenser Bedeutung, geraet die Premiere zwar noch nicht ganz rund, aber durchaus gelungen, vom zahlreich erschienenen internationalem Publikum lautstark bezeugt. Allerdings waere mir der erste Happen fast im Halse stecken geblieben. Folgendes war geschehen:
Zur laengeren, poetischen Ansage zum Titel „Alma“, zu deutsch:“Seele“, einer meiner Favoriten, mit traditionellem Gesang, gestuetzt von warmen Keyboardakkorden und feinen Violinenmelodien, sollten Achim mit einer geheimnisvollen Flaeche und ich mit der klassischen Gitarre erstmalig eine mystische Athmosphaere kreieren. Leider war dieser Plan bei Gilles, unserem Monitor-Techniker, nicht angekommen und er legte, wie bisher an dieser Stelle ueblich, die Background-CD ein, die haeufiger zwischen den Songs zu den Ansagen von Jean-Francois zum Einsatz kommt. Nun hatte diese Musik nichts mit unserer geplanten gemeinsam, so dass wir uns ziemlich ratlos anblickten, irgendwie auch noch versuchten auf Gilles mit Gesten einzuwirken, aber erfolglos. So startete bald das eigentliche Lied und ich schickte mich an, die Buehne zu verlassen, da ich bei diesem Song nicht mitspiele. Noch gedanklich befasst mit dem verhinderten Backing und halbblind durch die zum Intro passende sehr dunkle Lichtgestaltung fiel ich ploetzlich ins Nichts……
Erstaunlich, wie sich die relative Zeitwahrnehmung in Situationen des unmittelbar bevorstehenden Crashs verwandelt. So viele Gedanken, die Reihenfolge bringe ich evtuell nicht mehr zusammen. Der erste war wohl: Nun hat`s mich also doch noch erwischt! Nach ueber 3 Jahrzehnten on Stage, vielen miterlebten Unfaellen anderer Musiker oder Geschichten darueber, einigen beinahe-Katastrophen, so fiel einmal eine Traverse kurz nach einer Al Bano Carisi-Show in Sueditalien knapp neben mir zu Boden, der ein oder andere Stromschlag suchte mich heim, kleinere Blessuren beim Auf-und Abbau waren oft unvermeidlich, aber eben noch nie der so gefuerchtete und in der Phantasie durchlebte Buehnensturz. Es folgte leichte ironische Belustigung ueber meine Slapstick-Einlage nebest dem Gefuehl des freien Falls:“Huch!“, ergaenzt von ploetzlicher Furcht um die weitere Tour, ist es doch gerade mal die Premierenshow der Giru. Dann noch: was erwartet mich da unten? Bumm! Aufprall, leichte Benommenheit, eventuell ein kleiner Schock. Ich liege in einer dunklen Nische zwischen Bühnenaufgang, einer kleinen Metalltreppe, und linkem Lighttower. Hat mich ueberhaut jemand stuerzen sehen? Ich beginne meinen Koerper zu checken, von oben nach unten. Kopf okay, kann ihn leicht bewegen. Schulterzucken moeglich, Haende normal,-Gottseidank!!!!, aber der rechte Arm schmerzt. Die Wirbelsaeule hinab, oha, Beckenbereich, Steissbein, da ist etwas nicht in Ordnung. Es zieht ins linke Bein runter, rechts ist gut. Ich kann die Fuesse bewegen. Nach einer halben gefuehlten Ewigkeit hilft man mir auf, begleitet von mehrsprachigen Zurufen. Shelly etwa, die Mutter der Kompanie, sie kuemmert sich waehrend der Tour um alle Mitarbeiter bezueglich Unterbringung usw, ruft: „What have you done?“ Oder Thomas, der ebenfalls eine kurze Spielpause hat: „Bist Du in Ordnung?“ Ich lehne mich an den Buehnenrand, noch etwas benommen, versuche tief zu atmen und meine Spielfaehigkeit zu checken, waehrend mich alle drum herum Versammelten zum Hinsetzen auffordern und der Song „Alma“ weiterlaeuft. Natuerlich hat niemand auf der Buehne den Vorfall mitbekommen. „Are you okay?“ „Can you play?“ „Yes, I think so!“ Mir wird auf die Buehne geholfen, ich verlagere meine Balance ausschliesslich aufs rechte Bein und da der rechte Arm immer staerker schmerzt und ich ihn nicht mehr ueber Huefthoehe anheben kann, beschliesse ich auf`s Plektrumspielen weitestgehend zu verzichten. Ich bekomme Schmerzmittel gereicht, mein rechtes Inear-Plugin wird erfolgreich im Sturzbereich gefunden und wieder angebracht, die Instrumentenwechsel fallen schwer. Erst einmal irgendwie das Konzert zu Ende bringen, danach dann alles weitere. Einigen steht der Schreck ins Gesicht geschrieben, wir besichtigen den Ort des Geschehens. Im Eifer der Hektik des ersten Konzerts mit neuer Ausstattung ist die Absicherung des Buehnenabgangs vernachlaessigt worden. Im Aufprallbereich liegen keine groesseren und spitzen Steine, nur flache, allerdings ragt eine Metallstange etwa einen halben Meter entfernt aus dem Boden. Alle kuemmern sich ruehrend um mich, die Schmerzen nehmen zu. Ich verzichte auf weitere Mittel, denn ich will wissen, woran ich bin. Eine Nacht drueber schlafen, wenn moeglich, dann sehe ich vielleicht schon klarer. Einige Male werde ich wach, versuche vorsichtig, meine Position zu aendern um dann hoffentlich bald wieder einzunicken.
Der folgende Morgen foerdert Erstaunliches zutage: Gluecksgefuehle, Leichtigkeit, trotz einiger Schmerzen und ziemlich eingeschraenkter Bewegungsfaehigkeit, wobei der Arm kaum noch Sorge bereitet. Ich beginne zu begreifen, welch unverschaemtes Glueck ich gehabt habe, fuehle mich wertvoll beschenkt: Ich lebe, kann spielen, die Tour geht weiter! Das abendliche Konzert in St. Cipriano, quasi wieder direkt am Strand wie letztes Jahr, geraet geradezu zu einem Triumph. Bei meiner ungelenken Bewaeltigung hierzu hilft mir eine gute Freundin von Jean-Francois mittels Heilmassagen und Ohr-Akupunktur. Unser drittes Korsika-Konzert fuehrt uns in suedliche Gefilde nach Olmeto, wo ich mich sofort wieder an mein erstes Meerbad vom Vorjahr erinnere. Soweit bin ich nun leider doch noch nicht wieder hergestellt…….
Hoehepunkt des ersten 5er Tourblocks ist nicht nur fuer mich der Gig in Corte, der alten Hauptstadt des zwischen 1755 und 1769 unabhaengigen Teils Korsikas, damaliger Wirkungsort von Pascal Paoli, dem stets und ueberall auf der Insel gehuldigtem Nationalhelden und Sitz der von ihm begruendeten ersten und einzigen Universitaet. Er reorganisierte Korsika in dieser Epoche als Staat und gab diesem eine demokratische Verfassung mit Gewaltenteilung und Voelkersouveraenitaet.
Als Special Guest wirkte in der Zugabe der beruehmte franzoesische Poetry-Slam Kuenstler „Grand Corps Malade“ mit (http://www.grandcorpsmalade.com/), wie bereits auf der ersten Single „Terra Nova“ des neuen I Muvrini-Albums: „Gioia“.

Eine bemerkenswerte Persoenlichkeit mit einer beeindruckenden Geschichte. Er zog sich 1997 bei einem Badeunfall schwere Verletzungen an der Wirbelsaeule zu, lernte dank starkem Willen wieder laufen, mit Kruecke, was irgendwie wohl auch zu seinem Markenzeichen auf der Buehne geworden ist und entdeckte und formte daraufhin seine kuenstlerische Begabung der Poesie, Wortgewandheit und Stimme und gab sich eben auch diesen ungewoehnlichen Namen: „Grosser Kranker Koerper“. Beschrieben hat er seine damalige Situation und die Konsequenzen daraus in einem Song wie folgt:
„Um 11 Uhr fühlte ich mich unbesiegbar. Um 11 Uhr 08 gleitet mein Leben in eine Kurve. (…) Wie ein Blitz, ein Stromschlag (..). Aber ich hatte Glück, ich bin am Schachmatt vorbeigezogen. Um Viertel vor 12 nahm ich meinen blauen Stift, (…) und ich legte Worte auf alles, was mir auf dem Magen lag.“

Aufgewachsen in den Banlieus von Paris, hochbrisanter Brandherd der Seine-Metropole, widmet er sich seither vielen sozialen und kulturellen Projekten, um Menschen Perspektiven aufzuzeigen. Sein erstes Album landete sofort auf Platz 1 in den französischen Charts, er geniesst Kult-Status in Frankreich und weit darueber hinaus, ist eine imposante Erscheinung, ca. 2 Meter gross, mit offenen symphatischen Augen und einer beeindruckend tiefen, warmen Stimme, die fuer jeden Tontechniker eine pure Freude darstellt. Sein wirklicher Name ist Fabien Marsaud und er bedankt sich gluecklich und bescheiden bei uns, wie wir auch bei ihm.
Wir werden noch mehr als ohnehin schon abgefeiert. Zu meiner persoenlichen Freude traegt neben fortschreitender Genesung noch die Ankunft meines Sohnes Joshua bei. Er wird mich 10 Tage lang begleiten.
Der Abschluss des ersten Abschnitts der Giru Corse 2010, „Gioia“, geraet stuermisch, da der natuerliche Feind von korsischen Open-Air Veranstaltungen, der Wind, das Mittelmeer an der Westkueste ordentlich aufwuehlt, ungewoehnlich hohe Wellen erzeugt und bei Boeen bis zu Windstaerke 10 fuer die einiges an Angriffsflaeche bietenden Lighttower und geflogenen Soundsysteme durchaus gefaehrlich werden kann.

Liebenswerterweise beruhigt sich der Sturm zum Abend hin und der Gig in Tuccia kann, von starkem Applaus begleitet, problemlos stattfinden.
Nach laengerer Rueckfahrt in unsere Homebase, das Best Western in Bastia, freue ich mich nun auf einen freien Tag, an dem ich mich einfach nur ausruhen, den geschundenen Koerper pflegen und den nahen Sandstrand geniessen moechte.
Festzustellen bleibt, das diese Tour noch besser besucht ist als letztes Jahr, beim Publikum noch besser ankommt und das gesamte Feeling irgendwie noch entspannter, positiver und kreativer strahlt. Der erste Hauptgang mundete insgesamt also grossartig und wartete mit einigen ueberraschenden Beilagen auf!


( Photos: Joshua Meinert, Stella-Maria Guisepacci )

Das I MUVRINI-SOMMER-MENUE: Casse-croute

Casse-croûte ( Zwischenmahlzeit ) am Berg

Nach der letzten Show in Hyeres an der Cote d`Azur reisen alle fuer 4 Tage heim, ich allerdings fahre nach Nizza um von dort mit Faehre bereits jetzt nach Korsika ueberzusetzen. Hier angekommen, tauchen viele Erinnerungen an dortige Erlebnisse auf, die Open-Air Gigs mit Stephan Eicher und Kurz-Urlaube im Appartement eines Freundes. Die italienisch gepraegte Altstadt mit den engen Gassen und ungezaehlten Restaurants und Bars, die antike kleine Akropolis aus der griechischen Epoche, der sehr lebendige und ausladende Strandboulevard am Quai des Anglais und dem Meer gegenüber die herrlichen Fassaden der prunkvollen Prachtbauten aus der Belle Epoque, welche man nach wie vor wiederzuerkennen glaubt aus dem legendaeren Hitchcock-Movie: Ueber den Daechern von Nizza, wie das Casino Ruhl und das Hotel Negresco. Ich tauche nicht weiter ein, sondern begebe mich zum Faehrhafen. Von dort geht es in einer fuenfeinhalbstuendigen Ueberfahrt mit Corsica Ferries nach Bastia. Auf dem hinteren Oberdeck laeuft unverbindliche Dance Music, ein kleiner Kids-Pool sorgt fuer entsprechende Kurzweil und die vielen Passagiere, wenn nicht innerhalb, suchen windgeschuetzte Nischen auf Deck, da wir doch sehr zuegig-zugig durchs Ligurische und spaeter Thyrrenische Mittelmeer pfluegen. Dann endlich: Land in Sicht!

Das Cap Corse, der noerdlichste Punkt der „Schoensten“ taucht am Horizont auf, der erkennende blinzelnde Blick im Gegenlicht der Sonne verwandelt Vorfreude in Glücksgefühl.
Eine gute Stunde spaeter dann mein vorlaeufiger Heimathafen: Bastia!

Nun daemmert es bereits und eigentlich sollte ich mich aufmachen, das Haus vom Chef, seiner Einladung folgend, zu suchen. Aber ich kann der Versuchung nicht widerstehen, den Vieux Port Bastia`s zu begruessen und mir bei Jean Bart, unserem Lieblings-Restaurant ein paar Muscheln zu goennen.
In der „Castagniccia“, am Hang oberhalb des Kuestenortes Folelli, etwa 40 km suedlich von Bastia, liegt das Geburts-Dorf Tagliu-Isulacciu der Bernardini Brueder. Obwohl Achim mir den Weg dort hinauf einige Male beschrieben hat, war mein Vertrauen in seine Navigations-Terminologie nicht ganz angebracht. Nach all den Jahren haette ich es wissen sollen, wir ticken da halt nicht gleich. Doch fand ich Hilfe, nachdem ich wiederholt auf dem Hinterhof eines Dorfbewohners in einer Sackgasse landete. Spaetestens nach Nennung des Kuenstlernamens zeigte er sich wohlwollend und fuhr ein gutes Stueck des Weges in die Berge voraus, nicht, ohne mir trotz fast noch aelteren Fahruntersatzes zu zeigen, wer hier auf der Strasse die Hosen an hat. Die Auffahrt zum Haus daselbst geriet zum letzten, kleineren aber loesbarem Problem, da mir unbekannt, wirklich sehr steil und nur im ersten Gang zu bewaeltigen. Angekommen, Ueberblick verschafft, ausgeladen, Bett bezogen und erste Duftnoten geschnuppert auf der grosszuegigen Terrasse. Ich sehe oestlich in der Ferne das mondbeschienene Meer glitzern, hoere neben den nachtaktiven Tierstimmen, bis hier oben hinauf, obgleich gut 7 Strassenkilometer entfernt, sogar die manchmal nicht ganz sauber gesungenen zweiten Stimmen der 3-Mann-Kapelle aus der Pizzeria in Folelli, deren Koch mal als Auftragskiller gearbeitet haben soll und bin gleichermassen gespannt wie ich mich darauf freue, was der Morgen mir wohl bringen wird.

Nun, ich bin ueberwaeltigt. In der Entfernung gerade vor mir sehe ich sehr deutlich Elba, dahinter am Horizont kann ich gar einen Teil des Verlaufs der italienischen Kueste erkennen, weiter noerdlich ragt Capreia hervor, schraeg unter mir liegt Tagliu, ca. 700 m Luftlinie, ich kann sogar die Gespraeche der Dorfbewohner hoeren. Und als die Mama zum Essen ruft, koennte auch ich gemeint sein, moechte ich am liebsten hingehen und mich dazusetzen, so deutlich ist ihre Aufforderung. Hinter und neben mir ragen die Kastanienwaelder wie ein dicht gewebter Teppich aus den Bergen heraus, prall und ueppig gewachsen wie Urwald. Ueber und unter mir kreisen ein praechtiger Roter Milan und Bussarde. Hier also sind die Bernardini-Brueder aufgewachsen, haben sicherlich sehr frueh klettern gelernt und ein spezielles Verhaeltnis zu raeumlichen Hoehen und Tiefen entwickelt, stets in unmittelbarer Verbindung zur elementaren Natur wie Meer und Wind, da stets praesent, sowie zu Flora und Fauna, die allgegenwaertigen Kastanien und Olivenhaine, die vielstimmingen Waldbewohner stets hoerbar und vielerlei Spuren hinterlassend. Ich versuche mir vorzustellen, wie ihr Vater Gjhuliu Bernardini, ein beruehmter Saenger und Poet der Insel, hier mit ihnen gesungen hat, sie in die Mysterien des polyphonen Gesangs eingeweiht hat um dann erste gemeinsame Auftritte zu absolvieren. Leider ist Gjhuliu bereits 1977 verstorben. Wie wir heute wissen, haben seine Soehne sein Erbe phantastisch weitergetragen. Ihm widmen sie 1978 ihr erstes Album: „I Muvrini Ti Ringrazianu („I Muvrini danken Dir“), das mit der Ehrung ihres Vaters beginnt: „Addiu a Ghjuliu“.
Die 4 Tage im Haus am Berg verbringe ich entspannt, in aller Ruhe, lass die Athmosphaere auf mich einwirken und bin ein wenig kreativ. Ich unternehme einen Ausflug an die Nordkueste um St. Florent, nachdem mir ein Freund von Alain, Werkstattmeister in Bastia, meine rechte Seitenscheibe repariert, die sich elektronisch nicht mehr schliessen laesst und beobachte am Vortag unser diesjaehrigen Korsika-Tour-Premiere den Buehnenaufbau hierfuer schmunzelnd mit dem Fernglas, da unser erster Auftritt ausgerechnet in Folelli stattfindet.


(Photos: Mickey Meinert)

Das I MUVRINI-SOMMER-MENUE: Entree

Entree in Suedfrankreich

3 Wochen spaeter geht es dann konkret los, auf dem Menue steht ein bunter Teller mit 7 Kostbarkeiten inklusive vielen Blautoenen von der Cote d´Azur.

Nach einer sehr zaehen Anreise von Detmold über Guetersloh, um Achim aufzulesen, mit dem vorlaeufigen Ziel Trets bei Aix en Provence in Suedfrankreich, brachten wir dennoch eine Punktlandung zustande. Wohlweislich hatten wir eineinhalb Tage veranschlagt, was sich als bitter noetig herausstellen sollte. Die Urlaubsstaus begleiteten uns ab Koeln, steigerten sich in Frankreich ins Unermessliche und zwangen uns zu einer unplanmaessigen Uebernachtung in Dijon. Ganz „Autoroute-Frankreich“ war ein Stau, der Verkehrsfunk sprach von Hunderten Kilometern. Manchmal ueberkam uns bereits Hoffnungslosigkeit, ob wir denn ueberhaupt zum Konzertbeginn am spaeteren Abend anwesend sein koennten. Es ging sich irgendwie doch noch aus und der diesmal besonders wichtige Soundcheck, da einmalig mit fremdem Drummer, konnte stattfinden. Mein ueber 15jaehriger Mitsubishi Lancer muss heuer herhalten. Nach meiner Erfahrung vom Vorjahr ist mir die individuelle Freizeitgestaltung doch sehr wichtig, zumal in so besonderer Umgebung. Meine Unternehmungslust abseits der festen Zeiten liess sich haeufig nicht mit den Gruppenplaenen vereinbaren. Und Mietwagen sind in der Saison nun mal rar und teuer. Jetzt liegen bereits 7 Shows hinter mir, wir haben die Cote d’Azur quasi rauf und runter gespielt, mit dem Ausreisser Pau am Fusse der Pyraeneen, nicht weit von Biarritz am Atlantik. Hier war am Anreisetag die wohl vorentscheidende Etappe der Tour De France gestartet worden. Die Faszination der hiesigen und angereisten Radsportfans war geradezu greifbar, davon zeugten allueberall Artefakte wie Trikottraeger, Ausstellungen in beliebigen Schaufenstern der Restaurants, Bars, Hotels und sonstigen normalerweise nicht radsportaffinen Geschaeften von Rennraedern und Zubehoer aus allen Epochen der Tour. Dazu flimmerten natürlich unentwegt die Live-Bilder an allen Ecken. Kein Ausreissversuch blieb somit selbst dem schlendernden, uninteressiertem Stadtbesucher verborgen.

Fast schon muessig zu erwaehnen, das die Wildschafe wieder stuermisch gefeiert wurden, selbst an Auftrittsorten, die mit Ambience rein gar nichts im Sinn haben, wie zum Beispiel das Hippodrom von Hyeres, ansonsten eine Pferderennbahn und somit sehr weitlaeufig und gerade dort auch von eher betuchten und daher zurückhaltenden unterhaltungsverwöhnten Menschen besucht.

Die schoensten Gigs fanden aus meiner Sicht in Pau und Valence statt, jeweils im idyllischen baumumsaeumten Stadtpark und geradezu erdrueckend besucht, selbst ausserhalb des eigentlichen Konzertgelaendes fanden sich noch Tausende von Besuchern ein, um sich der besinnlichen Athmosphaere bei korsischem Liedgut hinzugeben.

Valence, ca. 100 km suedlich von Lyon, hat mich als Stadt darueber hinaus sehr beeindruckt, ein malerischer Kuenstlerort.

Ebenso pittoresk erschien mir die Altstadt von Castres, oestlich von Montpellier.

Der schoenste Spielort war allerdings Grimaud, ueber der Bucht von St. Tropez trohnend. Der Auftritt daselbst vor der gewaltigen Burgruine, der Ort fast schon maerchenhaft, beinahe wie gemalt, bunt, aber nicht kitschig, voller Blumen, kleine Gaesschen mit vertraeumten Fassaden und einladenden Restaurants. Einziges Manko natuerlich: die vielen Touristen. Aber gehoere ich nicht auch dazu?

Alles in allem ein sehr genussvoller Auftakt, macht ganz viel Lust auf mehr Koestlichkeiten, welche bestimmt auf uns warten: auf „Kallista“, die Schoenste, wie schon die alten Griechen Korsika nannten.
(Photos: Spiko )

Das I MUVRINI-SOMMER-MENUE: Aperitif

Aperitif in Saint Flour

Als Appetitzer gibt`s Ende Juni ein einzelnes Konzert im spektakulaer schoenen Bergort Saint Flour in der Auvergne, die Altstadt auf einem Basaltplateau in 850 Meter Hoehe gelegen, wir spielen auf dem Marktplatz neben der ueber 600 Jahre alten Kathedrale St. Pierre. Eine weitere sehenswerte Station im Reigen wundervoller Orte dieser Welt, die ich als Nichtmusiker wohl niemals kennengelernt haette. Reisetechnisch eigentlich eine Umweltsuende, bin ich doch gemeinsam mit Achim aus Equipment-Transport-Gruenden mit einem Mietwagen innerhalb 3 Tagen hin und wieder zurueck gefahren, etwa 2400 Km. Den tollen Sieg der jungen deutschen Nati ueber England bei der Fußball-WM in Suedafrika durften wir zumindest phasenweise im Saarlaendischen Rundfunk auf unserer Fahrt durch Luxemburg mitverfolgen.