Un menu de plusieurs plats – Mehrgaengige Hauptmahlzeit auf Korsika – Plat N. 3
Meine Begeisterung vom letzten Jahr fuer die unglaublichen Klippen von Bonifazio bekommt auch Joshua zu spueren. Wir machen den langen Abstieg und obwohl leicht bewoelkt, ist mein Sohn genauso schwer begeistert von den bizarren Kalkstein-Felsformationen, wo manch Wagemutige sich furchtlos ins Wasser stuerzen, teilweise aus ueber 10 Metern Hoehe. Beim Schnorcheln komme ich ebenfalls wieder auf meine Kosten, allerdings wird das Vergnuegen etwas gemindert durch beachtliches Quallen-Aufkommen, was einiges an Aufmerksamkeit beansprucht.
Wir essen abends im Hafen, decken uns zuvor mit Vorraeten ein und fahren dann auf gut Glueck Richtung Osten um einen geeigneten der vielen beschilderten und ausgewiesenen Sandstraende zu unserem Nachtlager zu machen. Ich mute meinem alten Wagen dann doch einiges zu, es geht ueber sehr holprige Offroad-taugliche Wege hier und da Richtung Strand, aber immer enden diese muehsamen Zubringer vor verschlossenen Toren, versehen mit Schildern wie: Privatbesitz, Betreten wie Durchgang/fahrt verboten. Kein Wunder also, das so manch Korse sauer ist, wenn er nicht einmal mehr freien Zugang zu seinen tollen Straenden hat, sind die Privatisierungen doch zumeist reicheren Kontinental-Franzosen zuzuschreiben, welche sich hier in prachtvollen Villen Niederlassungen aneignen, manchmal auf nicht ganz transparente Weise. Schliesslich werden wir doch noch fuendig, dieser formidable Strandabschnitt nennt sich: Plage Cala di Ciapili, einfach wunderschoen! Ein paar Italiener haben sich bereits eingefunden und wir machen es uns einige hundert Meter entfernt bequem. Schnell noch gegen die Moskitos gewappnet, unbedingt erforderlich, einen guten Tropfen Rotwein entkorkt und Blick nach oben. Obwohl gelegentlich bewoelkt, bringe ich es auf etwa 50 Sternschnuppen. So viele Wuensche gibt es doch gar nicht… Gegen 4 Uhr zieht es endgueltig zu und wir geben uns der Muedigkeit hin, um 4 Stunden spaeter vom Regen! geweckt zu werden. Es bleibt festzustellen: so hart, wie es auf Sand auch ist, mein Ruecken haelt, die Sturzverletzung ist unwiderbringlich ausgeheilt! Wir verziehen uns ins Auto, wo es bald darauf zu heiß wird als die Sonne wieder durchbricht, so dass wir uns erneut an den Strand begeben. Dort wird es stuendlich belebter, fest in italienischer Hand, und wir holen uns eine ordentliche Droehnung Braeune ab.
Dann ruft bereits wieder die Musik und wir begeben uns auf die kurze Anfahrt nach Porto Vecchio, wo wir erst einmal eine erfrischende Dusche nehmen. Meine Kollegen aus Bastia wundern sich ob des schoenen Wetters, gingen im Norden bei schwarzem Himmel doch Sturzfluten nieder.
Das Szenario verlaeuft eigentlich immer gleich. Der Soundcheck beginnt mit den Drums, hernach werden schnell alle Instrumente angespielt und endlich auch der erste Titel: „Di Quale Sil ´Amore “, als Referenz sozusagen, gefolgt von einigen anderen mit entsprechend verschiedenen Instrumentierungen. Waehrend all der Zeit ist Jean-Francois vorne, oftmals bei Spiko, um mit ihm Feinheiten zum Sound zu diskutieren, er laeuft aber auch stets das gesamte Terrain des Publikums ab, ob der Sound auch in wirklich jeder Ecke und in jedem Winkel gut ist, was nicht selten dazu fuehrt, das er eigenhaendig die Stuehle umstellt oder noch die millimetergenaue Drehung der Delayzeilen veranlasst. Er ueberlaesst jedenfalls nichts dem Zufall und kuemmert sich um jedes Detail, ja, hier kocht der Chef! Irgendwie bewundernswert, er laesst darin niemals nach und hat ganz genaue Vorstellungen. Wohlgemerkt, hier geht es um die 2 Prozent extra, die man gerne immer herauskitzeln moechte… Abschliessend macht J.F. immer noch seinen persoenlichen Buehnencheck fuer FoH wie auch Monitoring.
Danach wird gegessen, meistens Backstage. Dafuer sorgt Pasqual, von den meisten scherzhaft Boccuse genannt. Die Speisen werden von ausserhalb hergebracht, er uebernimmt das Tischdecken und die Anrichtung. Alles recht einfach, so kann es schon mal dazu fuehren, wenn z.B. frisches Obst zum Nachtisch gereicht wird, das man eine Graete in der Nektarine findet, da man den Einwegteller weiter benutzt.
Am naechsten Tag traegt der Himmel meine Gemuetslage aus: Es regnet fast den ganzen Tag lang und ich bin traurig, weil Joshua mich nach 10 verflogenen Tagen wieder verlaesst.
Daheim warten das Studium und seine Band „Die Strubbelpeters“ auf ihn.
Alle sind auf Stand by, bis gegen 17.00 Uhr die endgueltige Zusage fuers Konzert eingeht.
Auch Grand Corps Malade mischt wieder mit. Das nachhaltig schlechte Wetter kostet Besucher, aber das ist nun mal das Risiko von Freiluftveranstaltungen, welches sich auf Korsika durchaus in Grenzen haelt. Loic baut eine improvisierte Bar im Backstagebereich zu Ehren seines Geburtstages auf. Eine tolle Geste! Bei dieser Gelegenheit moechte ich schnell auch noch meinen Dank loswerden an die gesamte Belegschaft des Best Western Hotels in Bastia. Wir duzen uns alle, werden mit Kuesschen links-rechts begruesst wie gute Freunde und geniessen so ziemlich alle Freiheiten. Es gibt endlos Fruehstueck incl. Extrawuenschen wie z.B. frisches Obst und nachts bekommen wir jederzeit zu Essen und Trinken. Da hebe ich dann doch unsere im Wechsel arbeitenden naechtlichen Portiers Nicolas und Jean-Daniel heraus! So findet sich nach fast jeder Show ein illustrer Kreis an der Hotelbar ein.
Unser naechster Auftritt fuehrt uns in die Berge nach Bucugnano in ueber 1000 Meter Hoehe. Die relative Einsamkeit des Ortes, der entsprechend weite und anspruchsvolle Anreiseweg sowie die niedrigen Nachttemperaturen mindern erwartungsgemaess die Besucherzahl. Die Unentwegten, in dicke Maentel gehuellten werden trotzdem nicht enttaeuscht und bekommen das volle Programm serviert, obgleich die feuchte Kaelte in uns allen hochkriecht und die klammen Finger etwas Ueberredungskunst einfordern. Landschaftlich ist diese Gegend allerdings wieder ein Hochgenuss, wovon Andy`s Photos zeugen.
Waehrend Stephane Cesar und mich zum naechsten Gig in Isula Rossa oder franzoesisch Ile Rousse chauffierte, wurde uns telefonisch die Absage uebermittelt. Der sehr starke Wind hatte einen Lautsprecherturm, die sogenannte Delay-Zeile umgeschmissen. So war die Sicherheit nicht mehr gewaehrleistet. Derart wurde uns ein unerwarteter Offday beschert, der natuerlich im Vieux Port von Bastia zur Abendstunde abgehalten wurde. Auch wird direkt ein Nachholtermin fixiert, gleich hintendran gehaengt sozusagen, wo gluecklicherweise alle Mitwirkenden zur Verfuegung stehen. In den letzten Tagen bin ich bereits des oefteren mit Stephane gefahren, trotz Warnung, da er einen Ruf als sehr flotter, draufgaengerischer Fahrer geniesst. Ich muss sagen, Angst habe ich nicht bekommen, schnell ist er trotzdem….
Er singt die hohen Stimmen bei I Muvrini und ist natuerlich auch mit der Polyphonie aufgewachsen. Nichtsdestotrotz liebt er unter anderem AC/DC und spielt auch Gitarre, z.B. in der Band von Alain Abad. Ausserdem ist er ein lieber, warmherziger und sehr humorvoller Korse mit toskanischen Wurzeln.
Wir verabreden eine zukuenftige Zusammenarbeit, gleich nach der Tour wollen wir uns in Jean-Francois` Haus treffen um Gesangsaufnahmen fuer meine neue Produktion zu machen.
In Campuloru an der Westkueste spielen wir wieder mit dem Ruecken zum malerischen kleinen Segelhafen. Das Wetter ist besser und stabil, das Konzert ist bombig besucht und der Crew-Kuehlschrank entwickelt sich immer mehr zu einem Kultobjekt, eine dreiseitige Leinwand fuer allerlei Sprueche nicht nur rund um den Alkohol.
Purtichju, am Golf von Ajaccio gelegen, bringt uns noch einmal die lange Autofahrt diagonal ueber die Insel. Wie so oft, machen wir nach zwei Drittel der Strecke eine kleine Siesta im hoeher gelegenen und bezauberndem Vivario, etwa 20 Km hinter Corte.
Wir erleben wiederum Begeisterung und volles Haus im sehr touristisch gepraegtem Ort. Der Blick ueber die riesige Bucht zum Abendrot stimmt mich zuvor fast schon melancholisch auf das nahende Ende der diesjaehrigen Giru Corse ein. Direkt gegenueber winken bereits die Lichter Ajaccios zu uns herueber.
Mit Cesar bin ich mir in einigen tiefer gehenden Gespraechen noch naeher gekommen. Es macht mich sehr wuetend, als er von den vielen Problemen & Schikanen erzaehlt, die er als Schwarzer immer noch tagtaeglich erfaehrt, wie ihm fast ueberall mit groesstem Misstrauen und oftmals mit Ignoranz begegnet wird. So krass habe ich das in diesem Teil der Welt nicht mehr erwartet. Es erfuellt mich mit Stolz und Freude, das er mir seine unvergleichliche Stimme auf dem Song „Wahr / Veritas“ schenkt.
Auf dem Schulgelaende in Lucciana, ganz in der Naehe vom Flughafen von Bastia, findet analog zur vorletzten Show auch die obligatorische Crew-Party statt, mit allerhand korsischen Leckereien wie auch einigen Reden & Spaessen. Es geht sehr herzlich zu und unterstreicht einfach noch einmal die tolle und harmonische Athmosphaere untereinander. Ja, hier fuehle ich mich wirklich sauwohl!
Und gespielt haben wir natuerlich auch noch………..
Hatte ich fast erwartet, das unsere letzte Show eventuell nicht so gut besucht sein wuerde, da sie ja sehr kurzfristig als Nachholtermin angesetzt wurde, so war diese Befuerchtung voellig unbegruendet. Isula Rossa bot allen ein grandioses Finale, sogar die Crew gab sich abschliessend die Ehre auf der Buehne und, wie eben so ueblich bei Tourende, lachte auch ein wenig Schabernack. Alles aber im Rahmen und so ging man nach vielen Bye-Byes, Umarmungen, Kuesschen links/rechts usw auseinander, schnell noch zusehend, meine Wunschinstrumente nebst Zubehoer mitzubekommen, da ich weiterhin auf Korsika zu verweilen gedenke. Ein Drink noch mit den Korsen im Centrum, danach zurueck ins Best Western nach Bastia, wo der harte Kern noch bis 05.30 Uhr morgens Abschied nahm.
Das wars mit den Hauptgaengen, viele Geschmacksrichtungen, Ueberraschendes und Erwartetes, spezielle Gewuerze, bunt angerichtet, wohlschmeckend, da mit viel Liebe gekocht! Und bevor es zum Dessert geht, lass ich alles erst einmal sacken, hoeher oben, im Haus am Berg!
( Photos: Joshua Meinert, Spiko, Stella-Maria Guisepacci, Andy Doig & Mickey Meinert )