Aaah, ein weiteres kurzes Mal geht`s in den franzoesischen mediterranen Sueden. Die Anreise entpuppt sich als kleiner Hindernislauf, allerdings etwas anders als gedacht in Erwartung der moeglichen Behinderungen durch die ausgedehnten Streiks in unserem Nachbarland: Vollsperrung auf der A2 kurz vorm Erreichen des Flughafens Hannover. Trotz einiger Zeitreserven brauche ich mehr als 2 Stunden für die letzten 10 Kilometer, und dann ist auch noch das Parkhaus am Terminal A geschlossen. Nun denn, die naechste Maschine nach Paris geht 3 Stunden spaeter, nur mit dem Anschlussflug wird es wohl verdammt knapp. In diesem Fall erweist sich der Streik in Frankreich als mein Verbuendeter, denn so sind die Strassen beim Flughafenwechsel vom Airport Charles De Gaulles nach Orly unerwartet frei fuer einen Nachmittag und ich kann meine deutschen Kollegen doch noch freudestrahlend auf dem Flug nach Perpignan begleiten. Meine Premiere in dieser sehenswerten Stadt am Golfe du Lion in Nordkatalonien, ca. anderthalb Autostunden von Barcelona entfernt. Neben der sensationellen Altstadt mit vielen kleinen verwinkelten Gassen locken exzellente Restaurants, die kraeftigen Weine aus dem Roussillon, sehr mildes mediterranes Klima und natuerlich historisches. Da unser erstes Konzert am folgenden Tag stattfindet, bleibt ein wenig Zeit fuer einen kleinen Schnupperkurs. An den Keyboards ist diesmal der „WOSCH“ aus Muenchen, Wolfgang Schaedlich, denn unser Achim begleitet eine deutsche Kuenstlerin auf ausgedehnter Tour. Vorweggenommen: er macht seine Sache ausgezeichnet und wird daher wohl auch die Akustik-Tour im November in der Schweiz spielen. Hier scheint die Sonne und erwaermt uns und die Mittagsluft auf ueber 20 Grad, welch ein wonniger Lichtblick. Das gut besuchte Konzert daselbst laeuft wiederum toll und versetzt mich wieder in diese ganz spezielle, seelenbeglueckende korsisch-schwingende Stimmung des zurueckliegenden Sommers.
Der Folgetag bringt uns ins gut 300 Kilometer entfernte Aix-en-Provence, eine Perle in der Region Provence-Alpes-Còte d`Azur. Auch hier praegen ( zu ) viele Touristen, aber eben auch junge Studenten das Bild dieser sehr beliebten Universitaetsstadt, nicht nur wegen ihrer herausragenden Kunst- und Kulturszene. Der alte Stadtkern ist unvergleichlich! Wir spielen wie bereits im Fruehjahr wieder im ausverkauften „Pasino“, einem Ausgehzentrum mit Spielcasino, Restaurants, Bars usw. Die Begeisterung spiegelt sich auch im Zeitungsartikel der „La Provence“ wieder.
Nach meinem Buehnensturz im Sommer auf Korsika erlebte ich eine erneute Premiere in meinem durchaus schon erfahrenem Musikerleben. Kurz vor Konzertbeginn gibt es bei jeder Produktion so eine Art Countdown, z.B. „five minutes to go“ vom Buehnenmanager, so auch in diesem Fall. Allerdings wurde da immer wieder etwas anderes gesagt, da die Zuschauer wohl noch nicht alle Platz gefunden hatten oder noch anstanden. So wurden aus 5 Minuten erst einmal 2, dann wieder 5, dann nochmal 5 usw. Leider sind die Kuenstler-Garderoben in diesem Venue ziemlich abgeschottet, so dass man von der Buehnenaction im Backstagebereich nichts mitbekommt. Irgendwann fragt mich Thomas: “Was meinst Du, ob wir schon spielen?“ Das Herz rutscht mir in die Hose, wir sprinten aus dem Dressingroom ueber den Gang, die Treppe zum hinteren rechten Buehneneingang hinauf und ich hoere exakt die Stelle, an der ich mit der Konzertgitarre haette einsetzen muessen! Aber es sind noch ueber 20 Meter bis zu meinem Arbeitsplatz auf der Buehne. Dort spielt allein „Wosch“, unser „Ergaenzungs-Keyboarder“, er blickt ziemlich fragend umher, ueberlegt, da das Programm fuer ihn ja noch ganz neu ist, ob er wohl den richtigen Titel gestartet hat, denn er bedient den Zuspiel-Computer, der die Athmos hinzufuegt, auch Cesar ist nicht zugegen. Aber gluecklicherweise findet Alain seinen Einsatz auch ohne die gewohnte Band-Begleitung. Und bloss nicht zu hektisch werden, man wuerde ja das Publikum mit der Nase draufstossen, dass irgend etwas nicht stimmt! So bekam dieses Konzert ein langes ruhiges Intro, und wer es nicht anders kennt, hat nichts ungewoehnliches bemerkt. Zum ersten Chorus erklang dann die ganze Band. Die Korsen haben es mit ihrer ganz eigenen Gelassenheit hingenommen, die Karibianer Europas eben.
Der naechste Tag ist frei, und so nutzen wir den Vormittag zum Sightseeing. Hier ein paar Impressionen aus Aix.
( Photos: Mickey Meinert )
Den Nachmittag verbringen wir im Auto auf der Fahrt nach Toulouse, der letzten Station unseres kurzen Herbst-Intermezzos, wo wir den Abend bei einem gemeinschaftlichen Abendessen gemuetlich ausklingen lassen. Unser Hotel ist ganz nahe am Flughafen und entsprechend auch der Airbus-Konzernzentrale, so wird hier denn auch deutsch gesprochen, was die Exotik natuerlich ausbremst. Die Zuschauer im gut gefuellten „Casino Théatre Barrière“ sind hier noch ein Stueck euphorischer, obwohl wir schon nachmittags auftrteten, erstaunlich, und die ganze Band ist bereits 5 Minuten vor Show-Beginn in unmitelbarer Naehe des jeweiligen Arbeitsplatzes!
Meine Rueckreise ueber Amsterdam verlaeuft unspektakulaer. Beim Abflug aus Toulouse sehe ich 3 Airbus 380 auf dem Airport an ihren Gates stehen und muss mich wundern, wie es moeglich ist, solche Kolosse kontrolliert in die Luft zu bewegen, und auch wieder hinunter…….