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Abschied vom Haus am Berg

Wieder habe ich neue Eindruecke gesammelt, meine Korsika – Kenntnis ein wenig vertieft, einige andere Oertlichkeiten gesehen und somit ist auch meine Beziehung zu diesem wunderschoenen Eiland und seinen Bewohnern gewachsen. Das Cap Corse fehlt mir noch, dann waere ich zumindest schon einmal ganz um die Insel herum gefahren. Nehm ich mir fuers naechste Jahr vor, wie auch weitere bestimmte Ziele und Details.

Thomas Simmerl, unser Drummer aus Muenchen, hat eine ziemlich direkte und dezent drastisch anmutende Art, Beurteilungen abzugeben oder einfach seine Meinung darzustellen, womit er oftmals den Nagel auf den Kopf trifft, ich seinem Absolutismus aber dennoch gelegentlich aufweichende, gutmenschglaeubige Umstaende und Veraenderungen entgegenhalte. So vergleicht er manch Korsen mit den Bayern bzw. mit Bergvoelkern im Allgemeinen, die alles Fremde erst einmal ablehnen. Das mag in frueheren Jahren durchaus so gewesen sein und auch noch heute gilt:

die ewig Dummen, im Tunnel lebenden gibt es leider ueberall. Menschen ohne wertvolle Erziehung und mit minderer Bildung, die wahrscheinlich niemals ihre Hoehle verliessen, und wenn dann nur, um sofort kehrt zu machen mit der Feststellung: „das gefaellt mir nicht“……..

Seine Meinung erhielt Nahrung, als seinem Auto,- er ist ebenso mit eigenem Wagen hier, wie auch meinem der Aussenspiegel zerstoert wurde. Spaeter stellte sich allerdings heraus, das auch bei einigen Fahrzeugen mit franzoesischem Kennzeichen gleiches Werk angerichtet wurde. Also wohl doch eher ein willkuerlicher Fall von Vandalismus. Natuerlich sind die Korsen ein ganz eigenes Volk, und das soll bitte auch so bleiben. Wenn man ihnen erst einmal naeher kommt, sind sie sehr herzlich, gastfreundlich und aufgeschlossen, so meine Erfahrungen. In puncto Service kann man sicherlich noch punktuell zulegen, die gelegentliche Lethargie vielleicht nicht mehr ganz so fest in den Arm schliessen. Das sich Protest gegen den Ausverkauf regt, kann ich nicht nur gut verstehen, sondern begruesse ich regelrecht. Er bewegt sich hauptsaechlich im demokratischen Rahmen und verzeichnet auch bereits Erfolge. Wenn nur das liebe Geld nicht waer,- die Korruption oeffnet leider viele Tueren….. Allerdings kann ich es mir schwer vorstellen, meinen Lebensabend moeglicherweise auf einem zwar schoenen Fleckchen Erde zu verbringen, wenn ich mich dort geradezu abschotte, verbarrikadiere und keinen Anteil nehme an der mich umgebenden Kultur und ihren Menschen.

Korsika braucht die Touristen, aber die Welt braucht auch Korsika, moeglichst unveraendert, natuerlich, eben so, wie ein Rohdiamant, ungeschliffen, rauh, eckig und kantig, aber einzigartig, wunderbar und unheimlich wertvoll.

Meine Liebste besucht mich noch an den letzten Tagen und erleichtert mir somit den Abschied. Wir besuchen u.a. die antiken roemischen Thermen von Aleria und fahren ein Stueck weit in den Nationalpark der Alta Rocca in den Bergen, einfach traumhaft. Zum Ausklang gibt`s noch koestliche Muscheln in einem empfehlenswerten Restaurant auf dem Wasser der Etang de Diane, von wo schon, so ist es ueberliefert, Austern und Muscheln in der Antike den Weg nach Rom nahmen.

Das Haus bleibt zurueck, wo ich mich so wohl gefuehlt habe, endlich zur Ruhe kam und neue Energie fand, wo Kreativitaet bei offenen Sinnen beinahe eingeatmet wird…

Herzlichen Dank, Jean-Francois!


( Photos: Mickey Meinert, Marlene Lokin )

Whale–Watching zum Dessert…

30.08-06.09.09

Nach einem kurzen zur Wäsche–Aufbereitung und Schreibtisch–Fürsorge genutztem Heim–Intermezzo folgt nun der letzte Akt der diessommerlichen Live–Aktivitäten. Auftakt macht am 30.08. ein Freiluftkonzert in Poitiers, ca. 400 km süd–süd-westlich von Paris. Im dortigen „FUTUROSCOPE“-Park spielen wir vor 8000 gut gelaunten Besuchern bei freiem Eintritt und bestem Wetter eine verkürzte Show, nur etwa 100 Minuten.

Am folgenden Tag begeben wir uns mit Sack und Pack in den TGV nach Paris, um vom dortigen Charles-De-Gaulle-Airport nach La Reunion zu fliegen. Diese Insel ist ein französisches Überseedepartement und liegt im Indischen Ozean, südlich des Äquators und knapp 800 km östlich von Madagaskar. In Deutschland kennt man es kaum, ich war allerdings schon 1992 einmal mit STEPHAN EICHER dort. Schon damals war ich schwer beeindruckt von der hier beheimateten Verschmelzung der Kulturen aus 3 Kontinenten und noch mehr Nationalitäten. Eine Mischung aus Afrika, Asien, speziell vertreten durch Indien und China, sowie Europa / Frankreich. Diese Melange findet sich im Aussehen der Menschen, in der Küche, in der Musik und entsprechend natürlich auch in Architektur und Mentalität. Eine wirklich passende und toll gewählte Location zum „Grande Finale“!

Die Zeitdifferenz beträgt lediglich 2 Stunden, trotz allem sind wir nach durchflogener Nacht (10 ½ Stunden!) alle ziemlich gerädert. Und die Aussicht, am Tag unserer Ankunft auch gleich das erste Konzert zu spielen erfordert Durchhaltevermögen. So geschieht es denn auch in Saint Denis, der Hauptstadt dieser wunderbaren wilden Vulkaninsel. Volles Haus und Multi–Kulti, auch das hiesige Publikum ist total begeistert. Möglicherweise eine stille Solidarisierung zweier Inselvölker unter französischer Vormundschaft…?

Hernach begeben wir uns nach Saint Gilles les Bains, etwa 1 Stunde entfernt und an der Westküste gelegen. Uns erwarten 2 komplett freie Tage in einem Luxus–Wellness Hotel direkt am Strand. Irgendwie war mir das vorher gar nicht bewusst, doch nun bin ich plötzlich mittendrin in einem Traumurlaub, wenn auch natürlich nur ganz kurz. Aber schon von der Strandbar des Hotels aus kann man Buckelwale sehen, die sich mit der klassischen und hoch aus dem Meer herausschiessenden Wasserfontäne ankündigen, wonach sie sich dann mit dem typischen Sprung blicken lassen, gekrönt von der zuletzt wieder in ihr Ozean – Reich eintauchenden, majestätischen Schwanzflosse. In den Küstengewässern, schon unmittelbar auf den ersten Metern bieten sich mir beim Schnorcheln bereits paradiesische Anblicke: Seeschlangen, Stein – , Kugel – und Papageienfische, neben unzähligen anderen bezaubernden Exemplaren, all das noch gekrönt von fantastischen Korallen in allen Farben und bizarren Formen, kurzum: Wahnsinn! Aufpassen muss man neben der Vermeidung von Berührungen mit der ein oder anderen giftigen Gattung vor allem auf die extreme Meeresströmung. Davor wird ständig zurecht gewarnt, drum bin ich nicht mehr als 200 Meter hinausgeschwommen.

Ach ja, der Grund unserer Anwesenheit: gespielt wurde natürlich auch noch, und zwar im ausverkauften Freilufttheater in den Hügeln über Saint Gilles les Bains mit dem atemberaubendem Ausblick über einen Abschnitt der Westküste. Wiederum einem Amphitheater nachempfunden, ist auch hier das Publikum gebannt und begeistert, geradezu erstaunlich, wenn man bedenkt, wie weit wir von Korsika entfernt sind. Die Sprache der Musik ist halt universell, grenzenlos und daher leicht verständlich.

Unsere Abreise gestaltet sich glücklicherweise als halber Urlaubstag, da der Flug wie bereits auf dem Hinweg über Nacht stattfindet. So hole ich mir noch einige letzte Schnorchel–Impressionen. Auch die Wale lassen sich zum Abschied wiederholt blicken. In Paris angekommen, mieten Achim und ich einen Kleintransporter, beladen diesen mit unserer Backline und fahren die 700 Km zurück in die ostwestfälische Heimat. Nach 24stündiger Reise sind wir wieder zu Haus. Mann, war das ein Sommer…..!!!!!

Die meisten Fotos der Sommer-Notizen habe ich selber mit meinem Handy gemacht, aber die meisten Live-Bilder hat DIRK SCHELPMEIER „geschossen“, dafür noch einmal meinen ganz herzlichen Dank!

Korsika Tour 2009 – Ein Resumée

Davon werde ich noch lange zehren, ich hatte eine wunderbare Zeit, und wenngleich der August nicht ganz unanstrengend war, so gaben mir die Geschehnisse doch soviel Input, Sinnesfreuden und Energie, dass auch hier der Ausdruck: TOURLAUB für mich wieder angebracht sein dürfte.

Wie immer rast bei solchen Erlebnissen die Zeit, umso mehr dieses Mal, da wir in 25 Tagen 20 Auftritte und 3 Proben zu absolvieren hatten. Die Eindrücke rauschen nur so vorbei und man findet kaum Zeit zur tieferen Besinnung auf das, was man gerade erfährt. Deshalb habe ich viele Handy-Fotos gemacht, um gewisse Momente später Revue passieren zu lassen. Und genau darum schreibe ich in knappen Sätzen einige der Erlebnisse nieder, also durchaus auch eigennützig…

Was I MUVRINI für mich so einzigartig macht, ist die Tiefe in ihrer von der Basis her traditionell geprägten Musik sowie in den Texten. Hier werden Inhalte Hand in Hand mit intensiven Emotionen transportiert, so spürbar, das es auch mich auf der Bühne immer wieder ergreift und bewegt. Der mediterrane Einfluss fügt seinen Teil hinzu, es wird Jahrhunderte altes, gewachsenes Lebensgefühl und Kultur lebendig erhalten, nicht zuletzt durch moderne Arrangements in Musik und Performance.

Viele junge Menschen konnte ich auf den Konzerten beobachten, ihrem Ausdruck entnahm ich viele glückliche bis träumende Momente. So kommt es nicht von ungefähr, das Künstler wie TINA ARENA, SARAH BRIGHTMAN, STING, STEPHAN EICHER usw. mit ihnen zusammenarbeiten und sie Hallen wie Paris / Bercy mühelos ausverkaufen. Und sie betreiben unglaublichen Aufwand in ihrer Heimat. So waren auf dieser Tour insgesamt 55 Personen stets mit dabei und beschäftigt, 5 Trucks wurden auf Korsika hin und her bewegt. Jedesmal, mit Ausnahme des letzten Konzerts, wurde die eigene Bühne aufgebaut, üppig dimensioniertes technisches Equipment vom Allerfeinsten installiert, wurden die mitgebrachten Stühle für das Publikum aufgestellt und an den Locations eine gewisse Infrastruktur geschaffen. Nach der Wirtschaftlichkeit mag ich da gar nicht fragen. Auf jeden Fall ist die Korsika–Tour ganz sicher auch allerbeste Promotion für dieses Projekt, das Publikum war sehr gemischt, vielleicht halb korsisch, halb touristisch.

So wächst die Legende um die beseelte Gruppe weiter, allen voran JEAN-FRANCOIS BERNARDINI, was für ein Sänger! Ihm gilt sicherlich mein Dank, dabei gewesen sein zu dürfen, am meisten aber danke ich meinem Freund ACHIM MEIER, er hat mich hier vorgestellt und empfohlen. Und ich danke allen Beteiligten, das sie mich so herzlich in ihrer Mitte aufgenommen haben. Bei und mit Euch fühle ich mich sehr wohl und freue mich auf zukünftiges…

Das Finale

Mi.,19.08.09
Schon trifft neuer Besuch ein: Thomas Supper von ORTEGA–Guitars gibt sich die Ehre für einen Kurzbesuch. Er möchte ein Video für die Webpage „Inside Ortega“ anlässlich meiner Tour mit „I MUVRINI“ erstellen, ein kleines Interview mit Hintergründen zu dieser Musik und den Gitarren. Auch sein erster Eindruck, bekommen im schönen kleinen Hafen von Campoloru (Campuloru) an der Ostküste, passt in den durchgehenden Reigen der Konzertbesucher: Begeisterung allerorten, über die Musik, den Sound, das Ambiente.

Do.,20.08.09
Porto (Portu) an der Westküste gilt nicht nur bei Insidern als der wohl schönste Hafen der Insel. Umspielt von steil aufragenden Bergen hat die Hand der Natur hier eine kleine zauberhafte Bucht gemalt. Die Bühne steht längs zum und am Wasser und wir werden Zeuge eines Sonnenuntergangs a la Hollywood. Die Lichttechniker ergreifen die Gelegenheit beim Schopf und lassen vor und nach der Show mit ihren 2 Lasern skurrile Grafiken und Figuren auf den gegenüberliegenden turmbewehrten Felsen tanzen, sehr zur Freude und Unterhaltung des Publikums, vor allem den jüngeren Beobachtern des Spektakels steht das Staunen in den Gesichtern geschrieben. Die Rückfahrt nach Bastia unternehme ich zusammen mit Thomas Supper, der darauf besteht, am Steuer zu sitzen. Daraus werden mehr als 3 Stunden, über engste Bergpässe längs steil abfallenden Schluchten, die wir ob der Dunkelheit nur vermuten können. Dabei müssen wir immer wieder mal den frei laufenden, in diesem Fall zumeist dösenden Kühen ausweichen und legen noch eine Pause auf ca. 1500 Meter Höhe ein, um uns einige Minuten am aller herrlichsten Sternenhimmel zu erfreuen.

Fr.,21.08.09
Heute spielen wir auf dem Gelände einer Glasbläserei in dem Ort Francardo (Francardu). Vorher bin ich noch mit Thomas am Strand von La Marana zwecks eines Video–Interviews für „ORTEGA“. Das Publikum ist besonders euphorisch, vielleicht liegt es an der intimen Atmosphäre, da etwas kleiner……


Unser Bassist und Mit – Sänger „CESAR ANOT“, der sich ganz besonders gut mit meinem Sohn Joshua verstanden hat. Er stammt aus Cote d`Ivoire, lebt in Paris und ist Multiinstrumentalist. Er arbeitet an und mit vielen Projekten, so unter anderem mit der Drummer–Legende TONY ALLEN und Singer / Songwriter DAMON ALBARN von Blur und Gorillaz. http://www.cesaranot.com/


Hier sehen wir LOIC TAILLEBREST, er spielt bei I MUVRINI die verschiedensten Flöten, Dudelsäcke sowie Clarinette.


Unser FOH–Sound Engineer PETER SPIECKER, genannt SPIKO aus Hamburg. Er arbeitet u.a. auch für ROSENSTOLZ, TOKYO HOTEL und STEFAN GWILDIS.


Der smarte GILLES ROSSI aus Bastia, ehemaliger Rallye–Fahrer und zuständig für den Monitor–Sound.


Das ist PIERRE MICHELANGELI, genannt PIERROT, unser Backliner und Spaßvogel.


Der lebenslustige Korse STEPHANE MANGIANTINI ist ein fantastischer Sänger und spielt auch Gitarre.

Ausserdem spielen noch in der Band:

THOMAS SIMMERL aus München, ein sehr präziser und grooviger Drummer & Percusionist. Wir kennen uns seit 1996 (Juliane Werding) und sind seither befreundet. Er spielt noch in unzähligen anderen Produktionen und Bands mit.

LAURENCE DUPUIS aus Paris. Sie ist eine Virtuosin auf der Violine und sozusagen unser charmanter Bühnen – Engel.

Sa.,22.08.09
Wenn ich gemeint habe, die schönsten Korsika – Spots bereits zu kennen, so werde ich heute eines Besseren belehrt. Gemeinsam mit Loic und den beiden Backlinern Pierrot und Manu fahren wir 2 Stunden vor dem Soundcheck zu den Kreidefelsen an der Küste von Bonifacio (Bunifaziu), wo wir hinunter ans Wasser klettern. Das Meer ist hier recht wild und hat mit seiner steten unaufhaltsamen Urgewalt überall Grotten und Höhlen in die Felsen hineingefressen. Welch ein Anblick! Die korsischen Kollegen animieren mich dazu, es ihnen gleichzutun und von den Klippen ins tobende Meer zu springen. Ich bezwinge die anfängliche Nervosität und kriege hernach kaum genug davon. Darüber hinaus erwartet mich unter Wasser eine Fülle von Fischen mit teilweise erstaunlichen Größen. Dabei wird mir noch bestätigt, das ganz in der Nähe Traumstrände mit weissem Sand auf meinen baldigen Besuch warten. Habe ich mir für nächstes Jahr fest vorgenommen……

So.,23.08.09
An diesem Sonntag in Propriano (Propia) geht es vor allem um die Umweltpolitik. So hat I MUVRINI Anfang August eine Single mit dem Titel „Canzona di un Rizzanese“ veröffentlicht. Der Rizzanese zählt zu den schönsten Gebirgsflüßen Europas, er liegt im Südwesten der Insel und mündet bei Propriano ins Meer. Nun hat man begonnen, den Fluß aus Gründen der Energiegewinnung zu stauen und nimmt damit eine beträchtliche Zerstörung der Umwelt in Kauf. Dagegen wird vehement angegangen, wahrscheinlich leider erfolglos. Auf jeden Fall gab es heute bereits eine Kundgebung mit einer Rede von Jean-Francois aus diesem Anlass und das Konzert steht ganz im Zeichen des Protestes mit Unterstützung von u.a.:
AFC (Association pour une Fondation de Corse), Greenpeace, WWF u.v.m.
Der sensationelle Sonnenuntergang leitete das sehr emotionale Konzert gebührend ein.

Mo.,24.08.09
Bei der Gebirgsüberfahrt Richtung Ostküste kommt es wiederum zu vielen Begegnungen Mensch–Tier, dieses Mal aber doch zahlreicher als gewohnt. Traf man sonst vereinzelt Kühe, kleinere Wildziegenherden oder das ein und andere Schwein am Strassenrand an, kam die Schweineherde doch schon fast einer Versammlung gleich, gekrönt von der Ziege auf dem Autodach einer verzweifelten französischen Touristenfamilie.

Als wir in Ghisonaccia ( Ghisunaccia ) ankommen, finden wir viele Mitarbeiter schon in blendender Laune vor. Die Crew – Party ist in vollem Gang, da uns einige bereits heute verlassen, am vorletzten Tag der Korsika – Tour.

So wird noch ein Gruppenbild geschossen, leider fehlen ein paar von uns, es ist aber dennoch eine schöne Erinnerung.

Di.,25.08.09
Hoch im Norden, an der Ostküste der Insel in Erbalunga findet das Abschlußkonzert der diesjährigen Korsika – Tour statt. Übrigens der einzige Auftritt ohne die eigene Bühne und die immer mitgebrachten Stühle, denn das Venue ist – einem Amphitheater gleich – angelegt. Es folgt eine sehr lebhafte, mit kleineren Späßen versehene Show mit enthusiastischem Ausklang, einigen wehmütigen Abschieden hernach sowie vielen logistisch geprägten Diskussionen über: wer nimmt was mit, was kommt wohin, wann und wo braucht man dieses und jenes wieder usw……
Ohne Schlaf breche ich um 05.00 Uhr auf zum Flughafen, im Gepäck neben den gebräuchlichen Sachen unzählige Eindrücke, Emotionen, Inspirationen und Melancholie, aber eben auch Hoffnung auf die nächste Korsika–Tour 2010.


Vorne links und rechts die Brüder ALAIN UND JEAN-FRANCOIS BERNARDINI, in der Mitte ihr langjähriger Mitstreiter STEPHANE MANGIANTINI

Turbulenter Zwischenspurt

14. – 18.08.09

Nun geht es Schlag auf Schlag, im Eilverfahren lerne ich viele Orte dieser faszinierenden Insel kennen. Die Eindrücke werden wohl noch wochenlang nachklingen. Mein guter Freund Dirk Schelpmeier begleitet uns auf diesem Tourabschnitt und dokumentiert das Geschehen fotografisch.

Am Fr.,14.08. spielten wir in Folelli (Fulelli) mitten im Ort, ganz in der Nähe lebt Jean-Francois Bernardini. In der Nacht sind Joshua, Dirk und ich an den Flughafen-nahen, dort schier endlosen Sandstrand gepilgert, um endlich noch einige Sternschnuppen der Perseiden zu erhaschen. Unternehmen vollends geglückt, in bezauberndem Ambiente!

Der folgende Tag in Isula Rossa (Ile-Rousse) an der Nordküste, wiederum sehr beliebt bei Touristen ob seiner herrlich ausladenden Strände, geht bei 17 Mitstreitern des I Muvrini–Teams eher als „nur das Überleben zählt“ ins Tour–Tagebuch ein, überfiel sie doch über Nacht ein Magen–Darm Infekt mit heftigstem Durchfall, begleitet von Bauchkrämpfen und Gliederschmerzen. Alle haben tapfer durchgehalten, obgleich man ihnen die Strapazen ansehen konnte. Mich hat es erst einen Tag später erwischt, allerdings in abgeschwächter Form. War trotzdem froh, das Konzert ohne entsprechende Vorfälle zu Ende spielen zu können. Dieses begab sich am So.,16.08. in San Cipreanu, ganz in der Nähe von Porto Vecchio.

Die Tage der deutschen Reisegruppe sehen in etwa so aus: Aufstehen am späten Vormittag, frühstücken im Hotel in Bastia, das ist Musiker-freundlicherweise bis 13.00 Uhr möglich, danach dann irgendwann einmal Aufbruch zu irgendeinem Strand auf dem Weg oder am Ziel da selbst, Soundcheck gegen 18.30 Uhr, Abendessen, entweder Backstage oder in einem nahe gelegenem Restaurant, Konzert von 22.00–00.30 Uhr, umgezogen und Sachen gepackt gegen 01.00 Uhr, gegebenenfalls noch ein abschließendes Getränk in einer schönen Hafen-Bar im Spielort, wenn es sich so ergibt, gefolgt von der Rückfahrt zum Hotel nach Bastia. Dort kommt man nicht umhin, an der Hotelbar ein paar resümierende Sätze auszutauschen, über die überstandene Fahrt zu witzeln oder / und den nächsten Tag zu planen.

Den folgenden zweiten und letzten Offday verbringen wir ganz entspannt mit Ausschlafen, Tintenfische ärgern in der Nähe von Erbalunga an der Nord-Ost Küste, hiernach Moules Frites an der Uferpromenade und den nächtlichen Ausklang auf dem Place Saint Nicolas in Bastia geniessen, gefolgt vom Absacker im Hotel.

Der nächste Gig am Di., 18.08. läutet die letzte Konzert–Rutsche mit acht aufeinanderfolgenden Auftritten ein und bedeutet gleichzeitig den letzten gemeinsamen Korsika–Abend mit Joshua & Dirk. Ort des Geschehens ist San Florent (San Fiurenzu), einmal von Bastia aus flugs westlich über den Berg gehuscht. Dort spielen wir im Innenhof einer alten Zitadelle mit fantastischem Ausblick auf die große Bucht von St. Florent mit all den gerade in den Hafen zurückkehrenden Booten, nein, was sage ich: Yachten der edelsten Kategorie, ein schier unendliche Phalanx von Geldvernichtungsobjekten. Wer mag da an Krise denken. Der Abschied nach quasi schlafloser Nacht am ganz frühen Morgen liegt noch länger schwer im Magen, wie immer, wenn geliebte Menschen gehen.

Ein Hauch von Urlaub

09. – 13.08.09

Do.13.08.
Wir liegen gerade für ein kurzes Intermezzo am Strand von Tuccia, ca. 20 km nördlich von Ajaccio, wo wir die vergangenen beiden Nächte wegen naheliegender Gigs verbracht haben. Joshua versucht Freundschaft zu schließen mit einem ortsansässigen, tatsächlich im seichten Wasser Fische fangenden Hundemischling. Die heutige Fahrt führt uns nach Vico, auf halbem Weg in die Berge. Nachher nachts zurück nach Bastia, unser Heim, auf abenteuerlichen Straßen, so wurde es mir prophezeit.

So. & Mo., 09. & 10.08.09
Offday und anschließender Gig in Bastia, das klingt fast nach Urlaub. Der freie Tag vergeht mit Sonnen, Schnorcheln und gemeinsamen Abendessen mit vielen von der Crew & Band natürlich rasend schnell.
Das Konzert gestaltet sich etwas weniger euphorisch als von mir vermutet, aber, so wird mir aus berufenem Munde berichtet, so sind sie nun mal, die Korsen. Leicht stur und gemächlich, fast schon karibisch. Hatte ich mangels Erfahrung doch eher lautes bis hitziges Temperament erwartet, so geht es hier durchaus lässig zu, was sich ab und an bei gerade noch akzeptablen Wartezeiten im Restaurant wie auch beim erstaunlich geringen Hup–Pegel im Stadtverkehr zeigt – kein Vergleich zu den italienischen Nachbarn!
Natürlich war das Publikum letztlich wieder begeistert, man braucht halt etwas länger…….

Di.,11.08.09
Langsam aber sicher gehen mir die Superlative aus, muss wohl neue kreieren oder besser haushalten. Aber es ist so unglaublich schön, der Mund geht kaum noch zu. Wir verlassen die Küstenstraße bei Solenzara und sofort steigt das Gelände unaufhörlich an. Schon nach wenigen Kilometern sind wir mitten im Naturpark mit tiefen Canyons und Schluchten, Flüssen, umlagernde Gipfel und Ausblicke bis zum Rand der Welt, so könnte man meinen. Josh und ich halten oft an, genießen die Momente, wandeln herum, fotografieren und saugen diese majestätische Natur – Pracht tief in uns auf. Bereits die alten Griechen nannten diese Insel: „die Schöne“!
Wir landen in dem winzigen Bergdorf Carbini, wo uns der einzige und urige Gastwirt bestätigt, das dort 51 Menschen leben. Gespielt wird neben einer Kapelle aus dem 12 Jahrhundert. Als die Sonne untergeht, fällt die Temperatur fast sofort um bis zu 15 Grad.
Erstaunlich, aber wahr: trotz der schwierigen und langwierigen Anfahrt auf äußerst kurvigen, engen und entsprechend langsamen Pässen kommen hier Leute zum Konzert.

Mi.,12.08.09
Raus aus dem Hotel in Ajaccio und 5 Minuten später schon rein ins Meer. Wir 2 Meinerts finden auf Empfehlung schnell einen pittoresken Strandabschnitt. Schnorchelnderweise kann ich wiederum kleinere Meeresbewohner beobachten, dieses Mal inmitten zivilisatorischer Überreste, evtl. alte Gebäude, Mauern, Rampen für Boote? Am Abend spielen wir in Porticchio (Purticchiu), ein sehr belebter Touristenort ganz in der Nähe. Einige in der Band sind bedrückt. Letztes Jahr wurde dort vor ihren Augen im Restaurant jemand erschossen – möglicherweise eine Vendetta. Das Konzert bringt alle auf andere / bessere Gedanken. Wir beschließen die Nacht mit exzellentem Eis oder Crèpes am Meer, je nach Vorliebe.

Kleiner Mann ganz gross

05.-08.08.

Mi.05.08. Und los geht’s, heute die Ostküste entlang in Richtung Süden, nach Porto Vecchio (Purtivechju). Obwohl es keine allzu große Entfernung von Bastia ist, dauert die Fahrt doch netto 3 Stunden. Unterwegs und kurz vor dem Ziel genießen wir noch das angeblich leckerste Eis Korsikas in einer Eisbar am Strand von Sentenzara – wirklich verdammt gut. Nach einem wiederum erfolgreichen Konzert gerate ich auf der nächtlichen Fahrt zum Hotel ins bergige und inländige Sartene in den zweifelhaften Genuß einer wohl bei vielen Corsen ausgeprägten Leidenschaft: dem Autorasen. Die vielen engen und extrem kurvigen Straßen und Wege laden herausfordend dazu ein. Wirklich nichts für schwache Nerven.

Do.06.08. Der Ausblick von der Terasse unseres Hotels hinab in die Täler und westlich gar bis zur Küste ist schlicht atemberaubend. Unser nächster Auftrittsort Olmeto (Ulmetu) Plage liegt direkt am Meer und ist schnell erreicht. Nun gibt es kein Halten mehr: ich stürze mich ins herrlich klare Nass dieser wundervollen, langgezogenen Bucht, wurde auch echt mal Zeit! Von der Bühne aus schaue ich geradewegs aufs Wasser. Dort am Strand, hinter den Absperrungen, versammeln sich am Abend einige Zuhörer, um dem Konzert in sternenklarer Fast-Vollmond-Nacht beim Wellenrauschen gratis zu lauschen. Alsbald nach dieser intensiven Show bewegt sich der nächtliche Tross zwecks Übernachtung und anschliessendem Auftritt nach Ajaccio, der Hauptstadt Korsikas, an der südwestlichen Küste gelegen.

Fr.07.08. In Napoleon’s Geburtsstadt spielen wir auch noch zu Füßen seines Denkmals – zuviel der Ehre für diesen berüchtigten kleinen Mann. Aber dennoch eine imposannte Kulisse. Zumindest wird er des Nachts nicht auch noch beleuchtet….

Seit gestern Abend gelingt auch ein spezieller Showteil viel besser. Zum Ende des regulären Programms fragt Jean-Francois, ob Kinder im Publikum sind, die Lust haben, auf die Bühne zu kommen. Dazu muß man wissen, das Jugendliche bis 15 Jahren freien Eintritt haben. Und schon stürmen sie die Bühne, einige auch unter Überredungskünsten ihrer Eltern. Bei den ersten beiden Konzerten wurde noch nach musikalischen Kindern gefragt – mit bescheidenem Erfolg. Nun werden sie einfach übertölpelt, bekommen auf der Bühne Drum-Sticks in die Hand gedrückt und werden zu verschiedensten Trommeln delegiert. Ein Kind geht zu Achim ans Keyboard, wo er entsprechend anleitet. Ein anderes wird zum Gitarristen auf einem Instrument mit „Open Tuning“. Und so wird dann munter zum Riesen-Hit „A Voce Rivolta“ gejammt. Ein süßer Moment, er zaubert ein Lächeln in so viele Gesichter, auch bei uns.

Sa.08.08. Für mich geht’s heute früher raus, ich besorge mir ein Auto am Airport und fahre nach Bastia, um am dortigen Flughafen meinen Sohn Joshua abzuholen – freue mich sehr auf ihn. Die Fahrt ist nicht ohne, führt sie doch über gewaltige Berge mit engen Gebirgspässen. Aber was für Eindrücke! Erst einmal die verkohlten, nun kargen Berghänge, wo die vielen geschwärzten Baumstümpfe von einst üppiger Pracht zeugen. Bedrückend und beängstigend zugleich, ein bisschen wie „nach dem Krieg“-Atmosphäre. Mal wieder von Menschenhand, man könnte so losheulen. Gefolgt von den Gebirgszügen, tiefsten Schluchten, Flüssen, Bächen und Wäldern, Natur pur, unbeschreiblich schön. Aber ich muss mich auf die Straße konzentrieren. Alles geht gut, außer leider für einen Motorroller-Fahrer, der, kurz bevor ich mein erstes Etappenziel erreiche, einen schlimmen Unfall gehabt haben muss. Ich passiere bestürzt den Ort des Geschehens. Auf der Weiterfahrt nach Calvi an der Nord-Westküste sehen Vater & Sohn aus sicherer Entfernung ein gewaltiges Gewitter über den Bergen toben, die ich vorhin noch befuhr. Am Zielort fällt sofort der große Yachthafen mit entsprechend prunkenden Nobelmodellen auf, überlagert von einer an einer Steilküste thronenden Zitadelle. Auf dem schmalen Band zwischen Felsen und Meer steht heute die Bühne seitlich zum Wasser. Über den fernen Bergen liegt nun Dunst und als der Mond sich in tiefem Orange langsam aus dem Nebel schält und über den Gebirgskamm kriecht, sein Licht sich auf den Wellen spiegelt, die wiederum hörbar sehnsuchtsvoll in stetem Rhythmus an die Klippen branden und dazu I Muvrini die polyphonen Gesänge anstimmt, fühle ich erneut diese Magie und bin mir ganz sicher: das Leben ist schön… In Erwartung des ersten, wohlverdienten Offdays der Korsika-Tour wird auch die Rückfahrt in unser geliebtes Basislager nach Bastia souverän absolviert und wir nehmen noch einen frühmorgendlichen Absacker an der Hotel-Bar.

Proben & Premiere

01. – 04.08.09

3 intensive Probentage liegen hinter uns und das Resultat: 9 neue Titel, einige ältere leicht verändert. Nun die erste Show in Lucciana, ganz in der Nähe von Bastia, vor etwa 2000 Zuschauern. Wir sehen zum ersten Mal die diesjährige Tourbühne mit dezent extravagantem, asymmetrischem Design. Wir sind hochkonzentriert und obwohl naturgemäß noch nicht alles rund läuft, ist das Publikum erwartungsgemäß schwer begeistert.

Am Licht muss sich noch etwas verändern, es ist streckenweise zu dunkel, so daß unser Keyboarder ACHIM MEIER, zugleich auch MD (Musical Director) der Band, manchmal nicht einmal mehr die Tasten sehen kann. Dennoch sehr viel versprechend das Ganze, an den Details wird weiter gefeilt, dazu haben wir noch bei 19 weiteren Terminen Gelegenheit… Juchhu, ich bin auf Korsika – Tour!

Tunesien

29. – 31.07.09

Mi., 29.07. Reise nach Tunis und Erkundung von Karthago

Und wieder mal heißt es: Koffer packen, Instrumentarium & Technik sehr gewählt reduzieren und auf weitere Mitreisende verteilen, denn früh morgens um 05.30 Uhr brechen wir auf zum Flughafen von Bastia. Über Marseille fliegen wir nach Tunis. Ich habe das Glück, in der frühen Anschlußmaschine gebucht zu sein, zusammen mit 3 Korsen. Schon auf der Fahrt vom Carthage–Airport zum Hotel nach Tunis arrangiere ich meinen Ausflug nach Karthago und Sidi Bou Said. Der Bruder unseres Chauffers, er spricht gefühlte 20 Sprachen, handelt mit mir am Telefon den Preis für Fahrt– und Wartedienste aus. Wir einigen uns. Um 13.30 Uhr geht es los, bei annähernd 40 Grad begebe ich mich auf die Zeitreise in die verschiedensten Epochen dieser legendären Stadt, so oft ausgelöscht und wieder auferstanden. Heutzutage dient es als bevorzugte Wohngegend betuchter Tunesier, auch der Präsidentenpalast thront hier bestens bewacht.

Mein Hauptinteresse gilt dem antiken Abschnitt dieser Kultur, und wenngleich von den Römern gründlich zerstört, fördern die mannigfaltigen Ausgrabungen immer wieder Artefakte des punischen Karthagos zutage. Ich bin in meinem Element und lege in meiner Begeisterung gut und gerne 10 Km oder mehr zu Fuß bei sengender Hitze zurück, angetrieben vom Amateur–Forscher–Drang und befeuert von so einigen „Schauer“-Erlebnissen, außerdem habe ich ja nur diesen einen Nachmittag!

Eine kleine Enttäuschung bietet zum Abschluß meiner Exkursion der kurze Abstecher nach SIDI BOU SAID. Nicht, das dieser malerische Künstlerort was von seiner Schönheit eingebüßt hätte – man nimmt sie nur nicht mehr wahr. Menschenmassen aus Touristen, einheimischen Ausflüglern sowie Verkäufern mit ihren Ständen sorgen zumindest heute dafür, das niemals Besinnlichkeit & Inspiration aufkommen kann. Der Lärm und pilgerartige Bewegungspegel beugen dem schonungslos vor. Da versuche ich mir meinen allerersten Eindruck von 1977, so glaube ich jedenfalls, wieder ins Gedächtnis zu rufen – einfach traumhaft. Vielleicht sollte ich es noch einmal im Winter probieren……. Müde, fußwund und halb verdörrt kehre ich am Abend dennoch sehr glücklich zurück ins Hotel. Ich werde eine gute Weile brauchen, die vielen Eindrücke zu verarbeiten.

Do., 30.07. Konzert mit „I MUVRINI“ in Hammamet

Denn zuerst ruft wieder einmal die Pflicht, der Grund meiner Anwesenheit. Obgleich auch die ur-eigentliche Tätigkeit der Erfüllung dieser Aufgabe alles andere als Zwang, Druck oder ähnliches für mich bedeutet, nimmt sie mich dennoch in Beschlag. Eine tolles Venue, einem Amphietheater ähnlich, direkt am Meer gelegen soll es heute sein – noch Fragen? Was soll ich sagen, unter diesen Umständen, in sternenklarer Nacht mit Halbmond und vor ca. 750 erwartungsfrohen Zuhörern ist die Magie schon fast eine logische Folge, vor allem in den Momenten der Polyphonie der alten korsischen Gesänge, mehr oder weniger a capella, d. h. ohne Instrumente vorgetragen.

Fr., 31.07. Rückkehr nach Bastia

Spät in der Nacht geht es zurück ins Hotel nach Tunis. Nach zweistündigem Schlaf Aufbruch zum Flughafen, um dort zu erfahren, das der Flieger 4 Stunden Verspätung hat. Daraus werden dann schlußendlich 7 Std., während der wir uns im stark klimatisierten Airport–Gebäude aufhalten müssen. Aus lauter Langeweile beginnen wir zu jammen. Es ist so kalt, das man schon um die Gesundheit fürchtet! Und beim Einstieg in den riesigen Airbus sehe und höre ich noch 2 tunesische Mechaniker mit dem Hammer auf Teile der Ladeluke einschlagen – sehr beruhigend. In Marseille angekommen gehöre ich dann wieder zu den 6 Glücklichen, die im Laufschritt noch Platz in der bis auf den letzten Sitz gestopften Maschine nach Bastia finden. Die anderen treffen erst gemeinsam mit unserem Gepäck gegen Mitternacht ein – da sitzen wir schon längst wieder im „Vieux Port“, bereits gut gesättigt und aklimatisiert. Vor uns liegen 3 intensive Probe–Tage und dann endlich meine Korsika „Live“ – Premiere.

Das erste Mal Korsika

26. – 28.07.

Mein „erstes Mal“ Korsika. Unser Basislager ist von nun an quasi Bastia bzw ein Hotel dort, nahe der Altstadt. 3 Tage zum Krafttanken, Eingewöhnen und Freundschaft schließen. Bin in den Klippen und auf den Wellenbrechern vor der alten Zitadelle, – welche die Korsen ihre „Bastillia“ nannten und von daher wohl auch bei der Namensgebung Pate gestanden haben dürfte – und ihren Grundmauern herum geklettert. Von hier aus sieht man im Osten Elba sowie Teile der Küste Italiens, blickt man entgegengesetzt, so lädt der teils marode, aber dann auch wieder stilvoll – alt –  erhaltene malerische alte Hafen, – „vieux port“ – unbedingt zum Abhängen, korsischem Wein – und Fisch – Exkurs ein, – da gibt es kein Entkommen ….( für mich jedenfalls nicht ).

In der Zitadelle daselbst ist mittlerweile jeder Zentimeter dem Leben angepasst, benutzt, integriert, es geht rauf und runter, kleinste Treppen, verschlungene Gassen, hier ist das alte Bastia wundervoll sichtbar, lebendig und es lohnt sich herum zu stöbern. Immer wieder mal führt der Weg auf die Brüstungen der alten Außenmauer und erlaubt atemberaubende Ausblicke die Küste entlang oder zurück hinauf in die Berge, an dessen Hängen diese Stadt erkennbar gewachsen ist.

Die Freundschaft ist besiegelt, und so kann ich morgen beruhigt meine Reise antreten, ein  dreitägiges Tunesien – Intermezzo erwartet uns. Bin ebenso gespannt wie ich mich auch darauf freue, und vielleicht schaffe ich es sogar, meiner Karthago – Leidenschaft nachzukommen. Ich bin nämlich Feuer und Flamme der antiken Geschichte, ganz besonders die Punier und die Barkiden betreffend.