Abschied vom Haus am Berg

Wieder habe ich neue Eindruecke gesammelt, meine Korsika – Kenntnis ein wenig vertieft, einige andere Oertlichkeiten gesehen und somit ist auch meine Beziehung zu diesem wunderschoenen Eiland und seinen Bewohnern gewachsen. Das Cap Corse fehlt mir noch, dann waere ich zumindest schon einmal ganz um die Insel herum gefahren. Nehm ich mir fuers naechste Jahr vor, wie auch weitere bestimmte Ziele und Details.

Thomas Simmerl, unser Drummer aus Muenchen, hat eine ziemlich direkte und dezent drastisch anmutende Art, Beurteilungen abzugeben oder einfach seine Meinung darzustellen, womit er oftmals den Nagel auf den Kopf trifft, ich seinem Absolutismus aber dennoch gelegentlich aufweichende, gutmenschglaeubige Umstaende und Veraenderungen entgegenhalte. So vergleicht er manch Korsen mit den Bayern bzw. mit Bergvoelkern im Allgemeinen, die alles Fremde erst einmal ablehnen. Das mag in frueheren Jahren durchaus so gewesen sein und auch noch heute gilt:

die ewig Dummen, im Tunnel lebenden gibt es leider ueberall. Menschen ohne wertvolle Erziehung und mit minderer Bildung, die wahrscheinlich niemals ihre Hoehle verliessen, und wenn dann nur, um sofort kehrt zu machen mit der Feststellung: „das gefaellt mir nicht“……..

Seine Meinung erhielt Nahrung, als seinem Auto,- er ist ebenso mit eigenem Wagen hier, wie auch meinem der Aussenspiegel zerstoert wurde. Spaeter stellte sich allerdings heraus, das auch bei einigen Fahrzeugen mit franzoesischem Kennzeichen gleiches Werk angerichtet wurde. Also wohl doch eher ein willkuerlicher Fall von Vandalismus. Natuerlich sind die Korsen ein ganz eigenes Volk, und das soll bitte auch so bleiben. Wenn man ihnen erst einmal naeher kommt, sind sie sehr herzlich, gastfreundlich und aufgeschlossen, so meine Erfahrungen. In puncto Service kann man sicherlich noch punktuell zulegen, die gelegentliche Lethargie vielleicht nicht mehr ganz so fest in den Arm schliessen. Das sich Protest gegen den Ausverkauf regt, kann ich nicht nur gut verstehen, sondern begruesse ich regelrecht. Er bewegt sich hauptsaechlich im demokratischen Rahmen und verzeichnet auch bereits Erfolge. Wenn nur das liebe Geld nicht waer,- die Korruption oeffnet leider viele Tueren….. Allerdings kann ich es mir schwer vorstellen, meinen Lebensabend moeglicherweise auf einem zwar schoenen Fleckchen Erde zu verbringen, wenn ich mich dort geradezu abschotte, verbarrikadiere und keinen Anteil nehme an der mich umgebenden Kultur und ihren Menschen.

Korsika braucht die Touristen, aber die Welt braucht auch Korsika, moeglichst unveraendert, natuerlich, eben so, wie ein Rohdiamant, ungeschliffen, rauh, eckig und kantig, aber einzigartig, wunderbar und unheimlich wertvoll.

Meine Liebste besucht mich noch an den letzten Tagen und erleichtert mir somit den Abschied. Wir besuchen u.a. die antiken roemischen Thermen von Aleria und fahren ein Stueck weit in den Nationalpark der Alta Rocca in den Bergen, einfach traumhaft. Zum Ausklang gibt`s noch koestliche Muscheln in einem empfehlenswerten Restaurant auf dem Wasser der Etang de Diane, von wo schon, so ist es ueberliefert, Austern und Muscheln in der Antike den Weg nach Rom nahmen.

Das Haus bleibt zurueck, wo ich mich so wohl gefuehlt habe, endlich zur Ruhe kam und neue Energie fand, wo Kreativitaet bei offenen Sinnen beinahe eingeatmet wird…

Herzlichen Dank, Jean-Francois!


( Photos: Mickey Meinert, Marlene Lokin )