Das I MUVRINI-SOMMER-MENUE: Plat N. 2

Un menu de plusieurs plats – Mehrgaengige Hauptmahlzeit auf Korsika – Plat N. 2

Der Nachmittag am Strand ganz in der Naehe des Flughafens hat sehr gut getan, im „Buccaneers“, einer Piratenbar, gabs den obligatorischen Sundowner und den Abend verbrachten wir wiederum im „Jean Barts“, unserem Restaurant im Vieux Port Bastia`s. Mal sehen, was das Ueberraschungsmenue noch so zu bieten hat.
Auf dem Weg zum Konzert in Ghisonaccia machen Joshua und ich an einem der vielen einladenden Straende der Ostkueste halt. Dabei entdecken wir endlos scheinende Weinkulturen, ueberwiegend blaue Trauben, so weit das Auge reicht, und dann ganz in der Naehe auch eine verarbeitende Produktionsanlage von dem Hersteller „President“. Wir spielen auf dem Gelaende einer Schule, eine Band der dortigen Musikschule eroeffnet den Abend durchaus niveauvoll. Hier schiesst Shelly`s Tochter Stella-Maria tolle Live-Photos.

Heute ist Jean-Francois besonders stolz, so wird mir mitgeteilt. In der Tageszeitung „Corse Matin“ erscheint eine ganzseitige Anzeige des von ihm mitbegruendetem Vereins „Fundazione di Corsica“ in der es um die Erhaltung, Foerderung und Verbreitung der korsischen Sprache als Kulturgut geht. Das Programm nennt sich: Lingua Viva, also lebendige Sprache.

Fuer das wirklich unglaubliche Licht-Design auf der „Gioia-Tour“ ist Andy Doig zustaendig, er arbeitet sonst auch fuer Prince, Jean-Michel Jarre, Toto u.v.a. Als begeisterter Kite-Surfer nutzt er jede sich bietende Gelegenheit zur Ausuebung dieses sehr sportiven Hobbys und findet um Korsika natuerlich allerbestes Terrain und optimale Voraussetzungen vor.

Zur Entwicklung meiner Sturzverletzung gibt es positives zu vermelden: Man beginnt, Scherze ueber meinen Abflug zu machen, nennt die entsprechende Passage liebevoll „the Mickey-Trap“ und fast alle machen bei meinen zahlreichen Buehnenabgaengen anl. Soundcheck, Spielpausen, Zugaben usw. Spring-, Hecht- oder Fluggesten und singen gelegentlich dazu „Volare“, „Fliegen“. Wenn man jetzt so darüber lachen kann, dann ist wohl wirkich alles sehr gut verlaufen. Aber ich muss selber schmunzeln, spaetestens bei der Betrachtung meines verlaengerten Rueckens im Spiegel. Das Haematom schaut so aus, als sei ich im Nichtvollbesitz meines Verstandes, also berauscht, zu einem Taettowierer hereinspaziert, welcher wiederum, noch betrunkener als ich, mir ein voellig sinnfreies Arschgeweih (bin nicht wirklich ein Fan davon) zu Stechen versucht hat und darueber hinaus bei dieser Taetigkeit eingeschlafen ist. Ein Photo davon moechte ich aus Pietaetsgruenden nicht beibringen, allerdings ist die taeglich wechselnde Farbgebung schon gar koestlich-beachtlich.

Im Vorzeigeort Sartene, oder besser Sarte auf korsisch, haben wir letztes Jahr lediglich genaechtigt, dieses Mal spielen auf dem Hof der ueber dem Ort thronenden Schule. Der Blick von dort oben ist ebenso zauberhaft wie das Innenstaedtchen daselbst. Der Besuch hier ist ein „must be“, der zentrale Platz umgeben von kleinen Bars, Restaurants sowie der Kirche, und davon abzweigend viele kleine, nur fuer Fussgaenger beschreitbare Gassen, durch Torboegen hindurch, verwinkelt und malerisch laesst es die Phantasie vom frueheren Leben hier erbluehen.

Unser Konzert in Bastia auf dem Place du Marche mutet wie ein echter Hoehepunkt an, nicht nur des tollen Zuspruchs und der tobenden Begeisterung wegen, oder weil Grand Corps Malade sich wieder einmal die Ehre als Special Guest gibt. Man spuert einfach, hier kommen sie her, hier sind sie zu Haus, und ich darf dabei sein. Zeugnis davon gibt der Artikel in der Corse Matin, der groessten korsischen Tageszeitung.

Wie im letzten Jahr werden zum Abschluss der Konzerte Kinder auf die Buehne geholt. Zum Titel „Inseme Si Po“ bekommen sie wieder allerhand Percussion-Instrumente an die Hand (wie letztes Jahr zu „A Voce Rivolta“) und sorgen so fuer lebendige optische wie hoerbare Kulisse. Den allerletzten Song des Abends, welcher erst im Verlauf der Suedfrankreich-Tour entstanden ist:“Sin`A`L`Umanita“ unterstuetzen sie Texttafeln haltend, um dem Publikum das Mitsingen zu vereinfachen. Natuerlich sorgt dieses Szenario fuer Ruehrung und besonders stolze Eltern und Angehoerige.

So traumhaft geht es gleich weiter. In Calvi spielen wir wieder direkt neben dem Wasser und auch hier setzt sich die Serie der gesteigerten Besucherzahlen fort. Das gefaellt unserem Mixer Spiko sehr gut, wenngleich er sich der Sonne eher entzieht, was seinem Hamburger Teint zugute kommt. Fuer mich hat er etwas von Steven Seagal, dem Retter der Welt, ob seiner Statur und Haarpracht. Er ist ab und an schon mal das Opfer von Scherzen und nimmt`s mit norddeutscher Gelassenheit hin.

Nach der Show geht`s fuer alle nach Ajaccio, dort ist der naechste Gig und deshalb auch bereits in dieser Nacht unser Hotel. Obwohl mir alle abraten, nehme ich mit Joshua die Route entlang der Westkueste. Nun weiss ich auch, warum die anderen die etwas weitere, aber sicherlich schnellere Strasse ueber Corte waehlen. Dennoch bereue ich es nicht. Empfehlen kann ich die Strecke nur unerschrockenen Fahrern ohne Zeitnot mit nicht zu grossen Fahrzeugen. Einige laengere Passagen sind wahrhaftig wegen ihrer Enge nur fuer jeweils ein Fahrzeug passierbar. Wir haben bestimmt spektakulaere Aussichten verpasst, da tiefe Nacht, hatten aber oft Gesellschaft, vor allem von Kuehen, Ziegen, Fuechsen, Katzen, allerhand kleinerem Gekrabbel und Nachtvoegeln, unter anderem einer weissen Eule! Darueber hinaus galt es einige Male Steinen und Brocken auszuweichen. Irgendwann einmal moechte ich diese Fahrt tagsueber machen.

In Ajaccio mussten wir uns wiederum Napoleon unterordnen, wenngleich nur raeumlich.

Ansonsten natuerlich die im letzten Jahr bereits bebilderte spektakulaere Aussicht herunter vom
Place d´Austerlitz in den Golfe d´Ajaccio. Uns erwartet eine wunderbare Abschluss-Show des mittleren Tour-Blocks, es geht erfolgreich weiter. Hier ist uebrigens auch unser Backliner Pierrot daheim, ein lustiger Geselle, der von sich selbst behauptet (obwohl das natuerlich nicht stimmt): „Ich habe keine Ahnung von Musik, von Technik und Kabeln. Ich bin nur fuer die gute Laune hier!“

Der zweite Gioia-Tour-Abschnitt versprach schon vorab auf Grund der Orte und Venues ein einziges Highlight zu werden. Versprechen gehalten, glueckliche Menschen allerorten, vor, auf und hinter der Buehne! So kann es gerne weitergehen. Individuell bringe ich noch ein scharfes Gewuerz zum Ende des zweiten Hauptganges mit ein: An unserem Offday fahre ich mit Joshua nach Bonifazio, wo wir auf dieser Tour leider nicht spielen. Der Ort ist fuer mich fast noch schoener als alle anderen erlebten. Allerdings hat sich das herumgesprochen: viel zu viele Touristen…….
Unser Plan: im Zuge der Perseiden, jenes jaehrlich wiederkehrende Sternschnuppen-Ereignis vom 11. bis 13. August, wollen wir eine Nacht am Strand verbringen, dieses Mal auch dort schlafen!
Nun wird sich zeigen, ob mein Ruecken wieder voellig in Ordnung ist………

( Photos: Stella-Maria Guisepacci, Spiko, Joshua Meinert, Andy Doig )